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Das erste Coupé-Cabriolet von VW: Concept C |
Volkswagen |
Das VW New Beetle Cabrio ist optisch, das darf man wohl sagen, ein echter Leckerbissen. Ob es marketingtechnisch
klug war, einen offenen Beetle zu bauen, ist dagegen eine zweischneidige Sache - einerseits ja, weil es dem Beetle
noch mehr Image und Lifestyle-Attitüde verpasst, andererseits nein, weil die offene Knutschkugel keinen Platz
mehr lässt für eine Neuauflage des Golf Cabrio. Das weiß man auch bei VW, und deswegen wird der offene Golf
künftig kein Golf mehr sein, sondern unter neuem Namen und mindestens eine halbe Klasse höher positioniert angeboten
- quasi zwischen Golf und Passat, wenn auch VW weiter von der "Unteren Mittelklasse" spricht. Schon lange gibt es
Computerbilder und Gerüchte um dieses Auto, und nun endlich auch handfeste Informationen: Der offene Wolfsburger wurde
heute als Studie auf dem Genfer Salon enthüllt.
Wie in letzter Zeit bei VW üblich, heißt diese "Concept" - jene Vertreter mit den Zusatz-Buchstaben R und T waren die
Hingucker auf der IAA bzw. der Detroit Motor Show -, dieses Mal Concept C. Das "C" steht natürlich für Cabriolet und Coupé,
und damit ist auch schon verraten, dass nun auch VW auf den Trend des klappbaren Metalldachs setzt - wieder einmal
lange nach den Mitbewerbern, aber das ist nach Auffassung der Wolfsburger nicht zwangsläufig ein Nachteil.
Die ersten Bilder zeigen ein muskulöses und natürlich großes Auto: 4,41 Meter beträgt die Länge, 1,43 Meter die Höhe und
bei der Breite misst das Maßband sogar extreme 1,81 Meter. Vorne gibt es einen weit nach unten fortgesetzten Kühlergrill
aus Aluminium, der eine gewisse Ähnlichkeit zum neuen Audi-Antlitz nicht verleugnen kann (und im Zweifel auch nicht will)
- "Wappengrill" nennt VW das, und bestätigt, dass die Frontansicht einen "sehr konkreten" Ausblick auf diejenige künftiger
Serienmodelle geben soll. Der Grill wird flankiert von zwei leicht böse guckenden Scheinwerfern, wie sie ähnlich
auch schon die beiden anderen Concept-Cars zierten. Die Motorhaube mit einer V-förmigen Vertiefung analog zur Grill-Form
reicht wie bei Phaeton oder Golf leicht über die Scheinwerfer hinaus - der sogenannte Augenbrauen-Effekt.
Seitlich zieht sich eine prägnante Sicke von den vorderen Kotflügeln bis zu den LED-Heckleuchten, die ebenfalls geteilt
sind und die Form der Scheinwerfer aufnehmen. Ansonsten: Je ein Auspuffendrohr links und rechts, tief liegende Türgriffe,
filigrane Außenspiegel und eine bis in die Kotflügel gezogene Motorhaube. Letztere erzielt eine durchgehende Kante von vorne
bis in die Fensterlinie hinein, aber auch eine Fuge an ungewohnter Stelle. Das alles ist zweifellos nicht schlecht und
sicher modern, aber auch meilenweit entfernt vom grundsoliden, bodenständigen und zeitlosen Design etwa eines Golf I Cabrio.
Die Studie steht auf großem Fuß: Vorne sind 19 Zoll-Räder mit 235/35-Pneus montiert, hinten darf es gar noch ein Zoll
bzw. Zentimeter mehr sein. In der Praxis dürften also 17- oder auch 18 Zoll-Räder erwartet werden, und der Redakteur
dieser Zeilen freut sich schon jetzt, den zweiten Satz Reifen nicht bezahlen zu müssen.
Das Interieur dagegen präsentiert sich weitgehend unauffällig-angenehm, kurzum typisch VW und zeitlos, aufgewertet
natürlich durch Leder, Holz und Aluminium - und eine zweifarbige Ausführung. Platz finden sollen vier Passagiere, wobei es
laut VW ruhig vier Erwachsene sein können - aber das haben schon andere Cabrio-Bauer versprochen und in der Praxis nicht
recht halten können. Jedenfalls sorgen Sitze mit "Easy-Entry"-Funktion für einen einigermaßen bequemen Zugang zum Fond.
Vier Airbags und ein nicht näher beschriebenes Überrollschutzsystem kümmern sich um die nötige Sicherheit.
Schluss machen soll der Concept C mit den weit in den Innenraum reichenden A-Säulen vieler moderner Cabrios: Weil
die Studie konstruktiv nicht auf einem Serienmodell aufbaut, will VW das vermieden haben. Wer die Fotos genauer anschaut,
wird daran jedoch zweifeln - und das ist auch kein Wunder: Die Windschutzscheibe muss aus optischen Gründen und wegen des
Luftwiderstandswertes recht flach liegen, und gleichzeitig haben gerade Cabrios wegen des darin verbauten
Überrollschutzes besonders dicke A-Säulen.
Highlight des Concept C ist aber die Dachkonstruktion. Sie besteht aus fünf Teilen, die auf Wunsch nacheinander und
natürlich elektrohydraulisch von der Bildfläche verschwinden. Clou ist ein in das Dach integriertes Schiebedach, das
sich auch separat öffnen lässt - für all jene, die auf den Chic eines Cabriolets nicht verzichten, aber auch nicht
so ganz offen und ungeschützt unterwegs sein wollen, oder auch einfach nur für kühle Tage. Nebeneffekt: Auf Wunsch
gibt es auch im geschlossenen Zustand viel Licht von oben, und auch eine Hebe-Stellung für Raucher oder noch kältere
Tage hat man nicht vergessen.
Sobald der Entriegelungsmechanismus betätigt wird, fährt zuerst dieses Schiebedach nach hinten. Nahezu gleichzeitig hebt
sich der Heckbereich des Daches (C-Säule inklusive Heckscheibe) und gleitet nach vorne. Das vordere Glasdach befindet sich
dann unter dem Heckbereich des Daches und bildet mit ihm ein kompaktes "Sandwich". Jetzt klappt die Kofferraumhaube mit der
angekoppelten Hutablage mittels Hydrauliksteuerung nach hinten; die Dachholme lösen sich vom Windschutzscheibenrahmen und
schwenken mit der "Sandwicheinheit" zurück. Nun legen sich die Dachholme noch in die seitlichen Hohlräume neben den
hinteren Seitenscheiben, die anschließend durch Klappen verdeckt werden: Aus dem Coupé ist ein Cabriolet geworden.
Das klingt kompliziert, und ist es wohl auch, soll aber laut VW "sensationell aussehen". Immerhin nehmen die VW-Mannen
für sich in Anspruch, das "zur Zeit innovativste Cabrio-Dachsystem" entwickelt zu haben.
Nebeneffekt am Rande für jene, die auf den Show-Effekt an der Ampel ganz bewusst verzichten wollen: Weil sich die
Dachlängsholme nicht vertikal, sondern nur horizontal bewegen, ergibt sich in Verbindung mit der ebenfalls kompakten
"Sandwicheinheit" beim Öffnen und Schließen des Hardtops eine vergleichsweise niedrige Höhe, so dass die Verwandlung auch
in normalen Garagen problemlos funktioniert.
Bei geöffnetem Verdeck stehen ca. 200 Liter Kofferraum-Volumen zur Verfügung; ansonsten rund das Doppelte. Eine in die
Rücksitzbank und hintere Spritzwand integrierte Durchreiche ermöglicht zudem den Transport von Skiern und ähnlich
sperrigen Gegenständen.
Die Studie wird angetrieben von dem bekannten 150 PS FSI-Benziner. Im Serienmodell wird es natürlich mehrere Motoren
zur Auswahl geben - aber wann das sein wird, mögen die Wolfsburger noch nicht verraten. Frühling 2006 dürfte aber
nicht ganz unrealistisch sein.