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Donnerstag, 18. April 2024
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Premiere in Genf mit V6- und V8-Benziner / PRE-SAFE gegen Aufpreis

Mercedes: Das ist die Serienversion des CLS

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Mercedes CLS
DaimlerChrysler
Auf der IAA im September 2003 war sie eine gelungene Überraschung von Mercedes, die "Vision CLS" - und Kenner wissen, wenn Mercedes eine Studie "Vision" nennt, dann kommt sie in aller Regel danach in mehr oder weniger veränderter Form auf den Markt. Das war so bei A- und M-Klasse, bei SLK und SLR McLaren und zuletzt beim GST. Und in der Tat darf angenommen werden, dass der Entschluss zur Serienproduktion des CLS unabhängig vom positiven Messeecho bereits zuvor gefällt worden war. Wie auch immer, nun also wird es langsam ernst: Schon auf dem Genfer Salon im März feiert die Serienversion Premiere.

Der CLS basiert auf der E-Klasse, wird aber als Coupé positioniert, dessen Besonderheit darin liegt, dennoch vier Türen zu haben. Weil der CLS auch sonst alles andere als "abgeschnitten" wirkt, ist das natürlich letztlich Unsinn aus der Marketing-Abteilung. Tatsächlich ist der CLS die besonders sportliche, edle, auffallende und teure E-Klasse. Damit unterstreiche die Marke ihre Rolle als Trendsetter für neue Automobil-Ideen, sagt Mercedes, und hat damit nicht einmal so Unrecht, wenn man sich im Rückblick auch die Realisierung mancher Idee nicht gewünscht hätte.

Doch zu den Fakten: Der CLS basiert also auf der E-Klasse, was insbesondere auch Gleichheit beim Radstand bedeutet. Die Karosserie ist aber länger als bei Limousine oder T-Modell, was sich in größeren Karosserie-Überhängen ausdrückt. Auch sonst ist die jetzt erstmals gezeigte Serienversion nur in minimalen Details von der IAA-Studie zu unterscheiden - so minimal, dass wir sie hier gar nicht thematisieren wollen. Entstanden ist ein großes, auffallendes Auto mit formschönem Heck, ganz neuer Scheinwerfer-Geometrie, die man in diversen Variationen auch an künftigen Modellen sehen dürfte, einer geschwungenen Seitenlinie mit ausgeprägter, nach hinten abfallender Sicke auf Höhe der Türgriffe und Fenstern, die noch mehr als Sehschlitz gelten dürfen als man es von Audi kennt.

Selbst im Innenraum haben die Stuttgarter das auffallende Styling der "Vision" weitgehend übernommen: Weiches Leder und edles Holz sind die wichtigsten Gestaltungselemente. Lenkrad und Automatik-Wählhebel sind serienmäßig mit Leder bespannt, die Sitze ziert eine Stoff-Leder-Kombination. Auf Wunsch - und das dürfte sicher der Wunsch fast aller Käufer sein - stehen drei Lederausstattungen und vier Interieurfarben zur Auswahl. Handwerklich verarbeitetes Wurzelnuss-Holz verleiht dem Innenraum der CLS-Klasse besondere Eleganz und Hochwertigkeit. Ein großflächiges, aufwändig geformtes Zierteil aus seidenmatt lackiertem Edelholz dominiert die Instrumententafel. Das wirkt auffallend, aber in der Tat mehr elegant als protzig.

Im Fond gibt es zwei Einzelsitze. Den dortigen Mitfahrern verspricht Mercedes großzügige Platzverhältnisse, die sogar die Werte vergleichbarer Limousinen übertreffen sollen. Ähnliches gilt für den Kofferraum, der 505 Liter fassen wird (E-Klasse-Limousine: 540 Liter). Und dann fällt doch noch auf, was fehlt: Während das IAA-Konzeptauto ein großes Glasdach hatte, sucht man einen Hinweis darauf in der jüngsten Mercedes-Mitteilung vergeblich. Schade.

Die Motorenpalette umfasst zwei Benziner: Es handelt sich dabei zunächst um den ganz neuen 3,5 Liter-V6 mit 272 PS, der auch im neuen SLK eingesetzt wird und nicht mit dem unsinnigerweise ebenfalls als "350" vermarkteten 3,7 Liter-V6 aus der S-Klasse zu verwechseln ist. Das Drehmoment beträgt hier 350 Newtonmeter maximal ab 2.400 Touren, was den CLS 350 nach vorläufigen Angaben in rund sieben Sekunden auf Tempo 100 beschleunigen wird. Die Kraftübertragung übernimmt serienmäßig die neue Siebengangautomatik - erstmals bei Mercedes in Verbindung mit einem Sechszylinder. Die "7G-TRONIC" trägt mit zu einem vergleichsweise geringen Verbrauch von 10,1 Litern bei.

Wer mehr Power gewöhnt ist - oder sich daran gewöhnen möchte -, erhält auch einen CLS 500. Dort sitzt dann der aus diversen anderen Mercedes-Baureihen bekannte V8 mit fünf Litern Hubraum. 306 PS und 460 Newtonmeter sorgen für Fahrleistungen auf Sportwagen-Niveau: 6,1 Sekunden vergehen bis Tempo 100, bei 250 Sachen regelt die Elektronik ab. Schade: Vom Diesel aus der IAA-Studie ist nicht mehr die Rede. So darf, wenn überhaupt, nur mit der späteren Einführung der neuen Sechszylinder-Diesel gerechnet werden, die die Stuttgarter ebenfalls auf V-Bauweise umstellen.

Ein Blick auf die Ausstattung: Alle Modelle erhalten neben der Siebengang-Automatik neu entwickelte Frontsitze mit vollelektrischer Verstellung (Multikontursitz und Belüftung optional), Klimaanlage, Lederlenkrad und -wählhebel und CD-Radio. Der V8 wird darüber hinaus serienmäßig mit Luftfederung und der Komfort-Klimaauatomatik "THERMOTRONIC" geliefert. Während der 350er auf 17 Zoll-Rädern mit 245er-Reifen rollt, ist der V8 sogar mit 18-Zöllern ausgestattet. Obwohl Medienberichten zufolge künftige Mercedes-Baureihen nicht mehr mit der viel umworbenen elektro-hydraulischen Bremse SBC ausgerüstet werden sollen, erhält der CLS das System sehr wohl - die technische Nähe zur E-Klasse ist der Grund.

Auf der Optionsliste finden sich die üblichen Komfort- und Hightech-Extras der Stuttgarter, vom Abstandstempomaten über Keyless-Go, Navigation und Sprachbediensystem bis hin zu Bi-Xenon-Scheinwerfern mit Abbiegelicht. Neu ist, dass der CLS auch mit dem mehrfach zu Recht prämierten Sicherheitssystem PRE-SAFE zu haben sein wird, allerdings, und damit verspielen die Stuttgarter eine Chance, nur gegen Aufpreis. PRE-SAFE erkennt kritische Fahrsituationen bereits im Voraus und aktiviert vorsorglich Schutzmaßnahmen für die Insassen.

Im Herbst wird der CLS bei den Händlern stehen, und erst dann wird auch klar sein, mit wievielen Scheinen Mercedes sich die auffällige Optik bezahlen lassen wird. Dennoch: Bei aller Skepsis gegenüber neuen Mercedes-Baureihen - der CLS ist ein Hingucker, und er wird sicher etliche Fans finden. Im Blätterwald machen schon Gerüchte über einen viertürigen 6er-BMW die Runde...

Nachtrag (08.03.2004): Inzwischen gibt es weitere Bilder.
text  Hanno S. Ritter
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