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Freitag, 19. April 2024
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Tipps & Tricks zur richtigen Stromspende

Wenn der Akku streikt: Starthilfe, aber richtig

Siehe Bildunterschrift
Professionelle Pannen- © ÖAMTC
helfer haben besonders gute und lange Kabel
und eine praktische Steckdose in der Frontschürze
Eine böse Überraschung am kalten Wintermorgen: Das Auto springt nicht an. In vielen Fällen kann eine zu schwache Autobatterie dem Anlasser nicht genügend Strom liefern. In solchen Situationen helfen etwa die "Gelben Engel" des ADAC rund 600.000 mal jährlich. Wer sich selbst helfen möchte, braucht dafür ein geeignetes Starthilfekabel und einen hilfsbereiten Autofahrer zur Stromspende. Nachfolgend einige Tipps aus der Autokiste-Redaktion:

Zunächst müssen die Zündung und alle Stromverbraucher bei beiden Fahrzeugen ausgeschaltet sein. Sofern das Spenderfahrzeug "im Weg" steht, darf und sollte hier aber die Warnblinkanlage eingeschaltet sein. Die Fahrzeuge dürfen sich auf keinen Fall berühren. Auch ist das Kabel auf Beschädigungen und Zulässigkeit zu untersuchen: Meist ist auf der Packung aufgedruckt, für welche Art von Fahrzeugen das Kabel geeignet ist - grob gesagt: Eine kleine Batterie im Fiat Panda sollte nicht unbedingt zum Anlassen eines Mercedes 600 verwendet werden. Auch darf natürlich wegen der unterschiedlichen Voltzahlen keine Starthilfe zwischen Lkw und Pkw oder umgekehrt erfolgen.

Zuerst verbindet man dann mit dem roten Teil des Starthilfekabels die Pluspole der beiden Batterien. Anschließend wird ein Ende des schwarzen Kabels am Minuspol der Spenderbatterie befestigt. Das freie Ende sollte mit einem Massepunkt des Pannenfahrzeugs verbunden werden, etwa einem Metallteil im Motorraum oder auch dem Motor selbst. Das Kabelende sollte nicht direkt am Minuspol der Empfängerbatterie angeschlossen werden, da sich eventuell austretendes Knallgas durch Funken entzünden könnte. Wichtig ist, dass das Kabel nicht in den Bereich des Kühlerventilators oder des Keilriemens kommt. Nun kann der Motor des Spenderfahrzeugs angelassen werden. Erst jetzt das Pannenfahrzeug starten und den Motor laufen lassen.

Vor dem Abklemmen des Minuskabels sollte am liegen gebliebenen Fahrzeug ein großer Stromverbraucher, wie zum Beispiel die heizbare Heckscheibe oder die Scheinwerfer eingeschaltet werden. Damit vermeidet man Spannungsspitzen in der Bordelektrik, die zu Schäden führen können. Apropos Spannungsspitzen: Bei modernen Autos mit ihrer Vielzahl elektronischer Steuergeräte sollte man sehr genau überlegen, ob man das Risiko der Selbsthilfe eingeht: Das ist zwar nicht allzu groß, aber wenn eine Blackbox dabei kaputt geht, kommen schnell Reparaturrechnungen von bis zu 2.000 Euro auf einen zu. Taxifahren oder gleich ein neuer Akku sind dagegen fast geschenkt. Diese Problematik entspringt dabei nicht nur der wohlmeinenden Phantasie des Redakteurs: In Kanada etwa lassen sich selbst professionelle Pannenhelfer vor der Stromspende eine Haftungsfreistellung unterschreiben.

Nach einem erfolgreichen Startversuch lädt sich der Akku am besten durch eine längere Fahrt ohne viele Stromverbraucher auf. Zusätzlich empfiehlt sich das Aufladen mit einem Ladegerät. Bei tiefentladenen oder älteren Batterien und bei sehr kalten Temperaturen kann es vorkommen, dass Fahren alleine zum Laden nicht ausreicht. Finger weg gilt dabei jedoch für Starthilfesysteme, die über den Zigarettenanzünder betrieben werden. In einem ADAC-Test funktionierte keines dieser Geräte.

Gibt es in der Folgezeit wieder Batterie-Probleme, so hilft nur ein neuer Akku. Es sollte aber auch die Lichtmaschine auf Funktionsfähigkeit und volle Leistung sowie der Regler überprüft werden. Tipp: Defekte Lichtmaschinen müssen nicht zwangsläufig ersetzt werden. Bei vielen Modellen können auch die Kohlen ausgetauscht und andere Reparaturen durchgeführt werden, was deutlich kostengünstiger ist als ein neues Aggregat. Fragen Sie Ihre Werkstatt danach, oder konsultieren Sie etwa den Bosch-Dienst.

Und wenn niemand zur Stelle ist, der Starthilfe geben kann? In einem solchen Fall sollte ein Autombilclub gerufen werden, sofern man hier Mitglied ist. Wenn nicht, oder auch an sehr kalten Tagen, an dem die "Gelben Engel" und ihre Kollegen viel Arbeit haben, ist es ratsam, einfach ein Taxi zu bestellen. Auch dort gibt es Strom, die Wartezeit ist meist gering, und kosten tut das auch nicht die Welt. Und noch ein Tipp: Die ADAC-Pannenhilfe hat in der kalten Jahreszeit Marken-Batterien an Bord, und zwar in der Regel zum besseren Preis als man ihn in der Werkstatt bekommt. Zugreifen kann sich lohnen.
text  Hanno S. Ritter
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