Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) kritisiert die deutsche Autoindustrie für fehlende Spitzenleistungen im Bereich
Umwelttechnik und bescheinigt den Herstellern mangelnde Innovationskraft. Auf der IAA biete sich dem zukunftsorientierten
und umweltbewussten Besucher ein trauriges Bild, heißt es in einer Mitteilung des Clubs. Besonders die deutschen Hersteller
setzten immer noch auf viel "Chrom, Glanz und Glitter" statt auf intelligente Lösungen bei Spritsparen, Lärm- und
Schadstoffreduktion.
Hermann-Josef Vogt, Mitglied im VCD-Bundesvorstand: "Der Verband der deutschen Automobilindustrie spricht von einer IAA der
Superlative und führt zum Beweis Luxuskarossen mit über 600 PS und für mehr als 100.000 Euro an. Die deutschen Hersteller
setzen also immer noch auf das Prinzip "größer, schneller, luxuriöser" statt mit sparsamen, leisen und abgasarmen Fahrzeugen
Spitzenplätze im internationalen Wettbewerb anzustreben. Diese Entwicklung geht an den Bedürfnissen der Kunden vorbei, wie
die sinkenden Absatzzahlen zeigen."
Dass es auch anders geht, beweise Peugeot, wo mit der offensiven Vermarktung des Rußfilters die Verkaufszahlen entgegen dem
Trend erheblich gesteigert werden konnten. Die Bekämpfung der krebserregenden Rußteilchen ist aus Sicht des VCD ebenso
dringend wie einfach, da die benötigte Technik längst existiere. Angesichts eines Dieselanteils von 40 Prozent bei den
Neuzulassungen müssten umgehend alle Neuwagen serienmäßig den Rußfilter erhalten und Nachrüstsätze für Gebrauchtwagen
angeboten werden. Doch bei Mercedes, VW, Audi, Opel und Co. gebe es den Rußfilter auch nach der IAA allenfalls gegen einen
hohen Aufpreis.
Gerd Lottsiepen, verkehrspolitischer Sprecher des VCD, bezeichnete es als zynisch, dass sich jetzt ausgerechnet
Mercedes in großen Anzeigen für die Einführung des Rußfilters feiere. Gerade die Stuttgarter hätten das
"Verweigerungskartell" gegen diese gesundheitsschützende Technik jahrelang angeführt. "Jetzt bietet Daimler den Filter
lediglich in der C- und E-Klasse und gegen saftige Aufpreise an. Das Saubermann-Image ist damit vollkommen unglaubwürdig,"
so Lottsiepen.
Wie wenig ehrgeizig Management und Ingenieure in Sachen Umwelttechnik seien, mache der durchschnittliche Stadtverbrauch von
9,5 Litern über die gesamte Fahrzeugflotte erschreckend deutlich. So kündige beispielsweise Volkswagen an, auf der IAA ein
"Neuheiten-Feuerwerk" zu zünden. Dabei setze VW aber keine Glanzlichter bei der Senkung des Spritverbrauchs, sondern feiere
den extralangen Phaeton mit einem Stadtverbrauch von 23,9 Litern.
Moderne Techniken wie Erdgas- oder Hybridantriebe, die beispielsweise von Opel und Toyota für einzelne Modelle angeboten
würden, seien hierfür wegweisend, fristeten aber wegen mangelnden Engagements der Hersteller immer noch ein Nischendasein.