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Samstag, 20. April 2024
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Flexibles Einzelsitzkonzept, viele Ablagen und neues Interieur

Detailvorstellung: Neue Fakten und Fotos zum VW Touran

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Segment: VW Touran
© Volkswagen AG
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Der neue VW Touran kommt, wie bereits berichtet, spät auf den Markt - genauer gesagt: zu spät. Viele potentielle Kunden haben die Wolfsburger in den letzten Jahren an Opel (Zafira), Renault (Scénic) und andere Konkurrenten verloren - die Entwicklung prestigeträchtigerer Fahrzeuge wie Touareg und Phaeton hatte Vorrang. Im ersten Quartal 2003 kommt der Touran endlich zu den Händlern - ein genauer Termin steht noch nicht fest -, und damit der Neue auch im Gespräch bleibt und die Vorfreude bei der anvisierten Kundschaft angeheizt wird, veröffentlicht VW die Details zum Touran häppchenweise.

Nach der ersten Vorstellung (Autokiste berichtete) wurden nun erstmals Innenraum-Bilder gezeigt und technische Details bekannt gegeben:

Natürlich zeichnet sich der Touran durch Platz und Flexibilität im Innenraum aus. Serienmäßig ist der Kompaktvan ein Fünfsitzer, auf Wunsch sind zwei zusätzliche Plätze im Fond lieferbar. Die drei nebeneinander angeordneten Einzelsitze der zweiten Reihe lassen sich mit wenigen Handgriffen in Längsrichtung verschieben und quer versetzen, zusammenklappen oder ausbauen. Dies sollte dank eines Gewichts von unter 16 Kilogramm pro Sitz auch relativ problemlos möglich sein. Van-typisch hoch ist die Sitzposition mit fast 68 Zentimetern, die Kopffreiheit gibt VW mit 99 Zentimetern an. In der dritten Reihe handelt es sich wie in der zweiten Reihe um Einzelsitze, die bei Nichtgebrauch jeweils separat mit wenigen Handgriffen im Innenraumboden versenkt werden können.

Touran im Detail in der Fotostrecke »

Ein Blick in den Kofferraum: In der klassischen fünfsitzigen Konfiguration nimmt das Gepäckabteil bis zu 695 Liter Ladevolumen auf, die maximale Zuladung beträgt rund 660 Kilogramm. Sind die hinteren Einzelsitze montiert, schrumpft der nutzbare Platz auf 121 Liter - im anderen Extremfall, bei ausgebauten Sitzen der zweiten und versenkten Sitzen der dritten Reihe, stehen über 1.900 Liter Raum zur Verfügung, beim reinen Fünfsitzer nochmals knapp 100 Liter mehr.

Auf den vorderen Sitzplätzen dürfen sich die Fahrer ebenfalls über eine erhöhte Sitzposition (63 Zentimeter) freuen. Das Gestühl wurde den Angaben zufolge völlig neu entwickelt, was angesichts der bisherigen Qualitäten der Golf-Sitze eigentlich als unnötige Investition gelten darf. Die Kopffreiheit beträgt über einen Meter.

Besonders stolz ist VW auf die zahlreichen Ablagen im Innenraum, je nach Ausstattungsvariante wurden insgesamt 39 davon gezählt. Dazu gehört je ein Staufach und eine Schublade (ab Trendline) unter den vorderen Sitzen, ein Fach mit Deckel auf der Instrumententafel à la Sharan, natürlich ein Handschuhfach (bei Ausstattung mit Klimaanlage gekühlt), eine große Dachkonsole mit drei Fächern, ein abschließbares Fach unter der Armlehne sowie große Türtaschen, die auch Platz für einen Atlas oder 1 Liter-Getränkeflaschen bieten sollen. Überhaupt die Cupholder: Zwei finden sich in der Mittelkonsole neben dem Handbremshebel, jeweils eine in den Klapptischen der vorderen Rückenlehnen (ab "Trendline") und im Abschluss der Mittelkonsole mittig vor der zweiten Sitzreihe. Auch die Türtaschen hinten nehmen es mit großen Flaschen auf. Der mittlere Sitz kann abgeklappt als Tisch benutzt werden - und vor den Sitzen gibt es im Fußraum nochmals Staufächer. Fast unnötig zu erwähnen, dass auch Mitreisende in der dritten Reihe Staufächer und Cupholder in den Seitenverkleidungen vorfinden. Komplettiert wird dies alles durch diverse Fächer im Kofferraum (Seitenwand, Boden, Heckklappe) und eine serienmäßige Laderaumabdeckung, die jedenfalls beim Siebensitzer Platz hinter der Bestuhlung findet.

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Der Touran besitzt eine 4,39 Meter lange, 1,79 Meter breite und 1,63 Meter hohe Karosserie. Das Styling ist typisch Volkswagen: ein bisschen langweilig und unauffällig, aber kraftvoll, sauber gezeichnet und angenehm zeitlos. Die Rückleuchten sitzen weiterhin unten und sind nicht etwa in die Dachholme der D-Säule gewandert, die seitlichen Blinker sind nunmehr à la Mercedes im Außenspiegel integriert. Die Nebelscheinwerfer finden ihren Platz wieder unter dem Stoßfänger, so dass wohl auch beim Golf künftig endlich die Kombination aus Xenon- oder gar Bi-Xenon-Licht mit Nebelscheinwerfern zu bekommen sein dürfte. Der Touran basiert technisch bereits auf der fünften Golf-Generation, was ihm unter anderem eine komplett neu entwickelte Hinterachse sowie eine künftig elektrisch betriebene Servolenkung beschert. Die Karosserie, die wiederum vollverzinkt ist, gibt auch bereits einen Ausblick auf das Design des Golf V als Schrägheckversion - Vorstellung im September 2003 auf der IAA -, wobei diese und der später folgende Kombi wohl einen Tick dynamischer gestaltet werden dürften. Auch wird der "normale" Golf wohl wieder den ebenso typischen wie bewährten Golf-Kühlergrill tragen.

Etwas enttäuschend ist der Blick ins Cockpit, obwohl oder gerade weil dies in wesentlichen Teilen neu entwickelt bzw. gestaltet wurde: Hier haben sich die Designer stellenweise mehr am Polo als am zwar vielleicht etwas langweiligen, aber gediegeneren und zeitlosen Interieur des Golf IV orientiert, insbesondere beim Lenkrad und im oberen Bereich der Mittelkonsole. Die beinhaltet, VW-Käufer dürfen aufatmen, nun - endlich - eine neue Radio-Generation mit großem Display, seitlichen Softkeys, integriertem CD-Player und einer getrennt darunterliegenden Tastenreihe mit zwei Drehreglern. Die Bedienung dürfte sich einfach gestalten und deutlich mehr Funktionen als die bisherigen Geräte bieten. Nachteil: Auch VW verabschiedet sich ganz offensichtlich von Radios in DIN- oder Doppel-DIN-Größe, so dass die nachträgliche Ausrüstung mit anderen Geräten oder die Nachrüstung eines Navigationssystems erschwert oder gar unmöglich gemacht wird.

Die inzwischen fast zum Standard avancierte Klimaanlage ist jedenfalls in der Basis-Version nicht an Bord. Eine manuelle Klimaanlage wird (...endlich) nicht mehr angeboten, vielmehr übernimmt diesen Part nun die aus dem Polo bekannte halbautomatische "Climatic". Die weiterhin auf den Namen "Climatronic" hörende Komfortversion bietet nun (auch: endlich) eine getrennte Temperaturregelung für Fahrer und Beifahrer. Ihr Bedienkonzept wurde völlig neu gestaltet und kann jedenfalls gewisse Ähnlichkeiten mit der Anlage in der Mercedes E-Klasse (W211) nicht verleugnen: Drei Drehschalter sind zuständig für Temperaturwahl und Gebläsestufe. Ähnlich der Radioanlage gibt es eine abgesetzte Leiste darüber mit Tasten für Luftverteilung, zwei Displays zur Temperaturanzeige und Schaltern für die Sitzheizung, die wiederum als Rädchen ausgeführt wurden, womit es beim Vorteil der stufenlosen Dosierung und des großes Regelbereichs ebenso bleibt wie beim Nachteil einer nicht automatischen Herunterschaltung und Abschaltung beim Abstellen des Motors.

Die Instrumentierung ist grundsätzlich gleich geblieben, allerdings wandern die beiden kleinen Rundinstrumente, seinerzeit im Golf III unten außen positioniert über die Anordnung oben mittig (Golf IV) nun nach unten mittig. Darüber ist Platz für ein noch größeres Multifunktionsdisplay. Und noch ein Wort zur Beleuchtung: Eine große deutsche Auto-Zeitschrift mag die blaue Beleuchtung bei VW nicht und hat darauf in (un)schöner Regelmäßigkeit auch hingewiesen - meist mit dem unzutreffenden Argument, das Blau würde die Ablesbarkeit beeinträchtigen. Vor einiger Zeit wurde berichtet, VW verbaue künftig weiße Beleuchtungen - den Touran-Bildern nach zu urteilen, eine Falschinformation.

Sowohl was die Radio- als auch die Klimaanlage betrifft, darf davon ausgegangen werden, dass diese Systeme in gleicher Form sich auch in der im Herbst 2003 debutierenden Golf-Limousine (Golf V) wiederfinden werden.

Zum Schutz von Fahrer und Beifahrer stehen serienmäßig erstmals aktive Kopfstützen, außerdem Front-, Seiten- und seitliche Kopfairbags zur Verfügung. Das Beifahrerairbagsystem kann, falls vorne Kleinkinder in Reboardsitzen reisen, über einen per Schlüssel zu bedienenden Schalter im Handschuhfach deaktiviert werden. Eine Warnleuchte zwischen den zentralen Lüftungsdüsen weist dabei auf den deaktivierten Status hin. In der zweiten Sitzreihe gibt es ebenfalls seitliche Kopfairbags; alle drei Sitze sind mit Dreipunktgurten sowie Kopfstützen ausgestattet. In die zwei äußeren Sitze wurden zudem fest verankerte Isofix-Aufnahmen für entsprechende Kindersitze integriert. Auch die Passagiere in der 3. Klasse, pardon: Reihe, sind durch Dreipunktgurte und Kopfstützen gesichert. Letztere lassen sich nach dem Versenken des Gestühls in einem separaten Fach im Ladeboden sicher und sauber verstauen. Für die aktive Sicherheit sorgt wie bei VW üblich serienmäßig ESP, EDS und mutmaßlich auch ein Bremsassistent. Rundum sind Scheibenbremsen verbaut.

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Im übrigen sind in allen Modellen das schon erwähnte Radio samt CD-Player und eine Zentralverriegelung mit Fernbedienung serienmäßig. Weitere Ausstattungsdetails blieben die Wolfsburger bisweilen schuldig, sicher ist nur, dass es den Touran VW-typisch in den drei Ausstattungslinien "Basis", "Trendline" und "Highline" geben wird; die landläufig als "Opa-Line" bezeichnete Variante "Comfortline" gibt es nicht mehr.

Klarheit herrscht jetzt auch über die Motorisierungspalette: Drei Triebwerke stehen zur Verfügung, allesamt Direkteinspritzer. Es handelt sich auf Benziner-Seite um den bereits bekannten 1.6 FSI mit 115 PS. Bei den Dieseln wird der ebenfalls bekannte 1,9 Liter-TDI mit 100 PS angeboten, außerdem ein neuer 2 Liter großer TDI mit 136 PS und Vierventiltechnik. Alle Motoren erfüllen bereits die Grenzwerte der Abgasnorm EU 4. Im Laufe des Jahres sollen zwei weitere Benziner die Angebotspalette vervollständigen, ob dazu auch der Sechszylinder gehört, ist noch nicht bekannt, aber doch zu hoffen. Die Kraftübertragung übernimmt bei allen Modellen ein manuelles Sechsganggetriebe, auch eine Automatik - ebenfalls mit sechs Fahrstufen - wird erhältlich sein.

Was interessiert potentielle Kunden noch? Der Preis, ja, natürlich. Doch der bleibt vorläufig weiter das Geheimnis der VW-Marketingstrategen, die uns und Sie bis zur Markteinführung sicherlich weiter mit Infos versorgen werden - häppchenweise, versteht sich. Dennoch: Der in Wolfsburg gebaute Touran - das Kunstwort ist eine Mischung aus "Tour" und "Sharan" - darf insgesamt als gelungen gelten und wird den Markt und so manche Garage bereichern.
text  Hanno S. Ritter
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