Finanzierung, Leasing und Versicherung: Mit diesen Themen sollten Autohändler sich genauso gut auskennen wie mit Autos -
wenn es nach den Autobanken geht. Die herstellerverbundenen Kreditinstitute setzen auf den Vertrieb über den Händler. Die
Autobanken mit einer so genannten Vollbank-Lizenz - etwa ein Drittel - wollen sogar noch weitere Bankprodukte über den
Händler verkaufen. Doch die Realität sieht anders aus. Kaum ein Autohändler stellt Infomaterial über seine Autobank bereit.
Eine Bankberatung für Kunden ist nicht erhältlich. Auch die Call-Center der Autobanken stellen sich taub: Will ein Kunde
Informationen, wird er in mehr als zwei Drittel der Fälle auf den Händler verwiesen - und wird dort nicht bedient. Zu diesem
Ergebnis kommt die "Autobankenstudie 2002" der Mummert + Partner Unternehmensberatung.
Der Kunde in der Sackgasse: Wer sich im Internet über eine Autobank informieren will, findet dort den Verweis auf den
Händler oder eine Call-Center-Telefonnummer. Ruft er die Nummer an, wird er ebenfalls auf den Autohändler verwiesen. Doch
dort ist vom verstärkten Finanzvertrieb wenig zu merken.
Lediglich die beim Autokauf nahe liegenden Produkte Finanzierung und Leasing seien bereits in die übliche Angebotspalette
der Händler übergegangen, so die Studie. Zwei Drittel vertrieben diese Produkte aktiv, 85 Prozent der Autohändler erstellten
auch Angebote dazu. Bei allen anderen Finanzdiensten sieht es deutlich schlechter aus. Auch bei Versicherungen bestehen
seitens der Autohändler offenbar noch fachliche Defizite: Nur etwa die Hälfte erstellt auf Anfrage ein Angebot. Nur sechs
Prozent können Erläuterungen zu den Produkten geben oder vertreiben aktiv Versicherungen.
Wenn Finanzierungsprodukte angeboten werden, ist deren Qualität oft nicht ausreichend. Meist fehlen wichtige Angaben, wie
etwa der Restwert des Fahrzeuges bei der so genannten 3-Wege-Finanzierung. Selbst die äußere Form ist bedenklich: Merkmale
wie Firmenlogo, persönliche Unterschrift oder Farbausdruck gehören nur bei weniger als jedem dritten Autohändler zum
Standard. Knapp die Hälfte der Angebote erwähne nicht einmal die Adresse des Unternehmens, fand die Untersuchung heraus.
Auch die Autobanken selbst haben noch Verbesserungsbedarf: Wenn Kunden an den Autohändler verwiesen werden, verlassen sich
die Institute stillschweigend darauf, dass der Interessent den Kontakt zum Händler sucht und dort gut bedient wird. Keine
Autobank fragte nochmals nach, ob die Anfrage tatsächlich zufriedenstellend im Autohaus beantwortet wurde. So fahren viele
Kunden mit der Finanzberatung bei den Autohändlern nicht nur in die Sackgasse - die Autobanken lassen ihn auch noch mit
seinen Problemen allein.
"Die Autobanken straucheln auf ihrem wichtigsten Vertriebsweg. Über den Autohändler könnten große Kundengruppen erschlossen
werden. Doch der Kunde trifft zu oft auf unzureichenden Service oder einen Autohändler, der das Geschäft der Autobank nicht
unterstützt", resümiert Wilhelm Alms, Vorstandsvorsitzender der Mummert + Partner Unternehmensberatung AG.