Die Automobilhersteller wollen den Kfz-Reparaturmarkt gegen freie Werkstätten abschotten. Schon in drei Jahren planen vier
von fünf Autoherstellern, ihre Kunden noch stärker an die eigenen Vertragswerkstätten zu binden. Dazu ergreifen sie
verschiedene Maßnahmen - von technischer Aufrüstung der Neuwagen über Telematiksysteme bis hin zum Anbieten günstiger
Kfz-Policen mit Werkstattbindung. Eine Folge: Das Sterben der freien Werkstätten wird beschleunigt. Bei ihnen kommt es zu
wesentlich mehr Schließungen als im Restmarkt. Zu diesen Ergebnissen kommt die Studie "Branchenkompass Kfz-Versicherung" der
Mummert + Partner Unternehmensberatung, des F.A.Z.-Instituts und des manager magazins.
Neun von zehn Autoherstellern setzen auf die Technisierung, um Neuwagenkunden an die eigenen Werkstätten zu binden.
Beispiele: Das eingebaute Telematik- beziehungsweise Navigationssystem sendet im Falle eines Unfalles einen Notruf, der bei
einer Vertragswerkstatt landet, die dann umgehend Hilfe organisiert. Oder der Neuwagen ist bereits technisch so ausgerüstet,
dass nur die Vertragswerkstatt ihn warten kann. Weitere Tendenz: In Zukunft werden dem Kunden auch weitere Leistungen
angeboten, um ihn in seiner Werkstattwahl zu beeinflussen: Die Autohersteller nennen zum Beispiel erweiterte
Garantieleistungen (80 Prozent), All-inclusive-Leasingpakete (70 Prozent) oder die vertragliche Bindung an eigene
Werkstätten in herstellereigenen Kfz-Policen (50 Prozent).
Zwei von drei Pkw-Besitzern (67 Prozent) bevorzugen schon jetzt für die Wartung die Vertragswerkstatt, bei Unfällen sind es
62 Prozent. Ein weiteres Zehntel greift zur Selbst- oder Bekanntenhilfe und nur etwa jeder Vierte fährt zu den freien
Werkstätten. Das freie Werkstattgewerbe muss mit älteren Fahrzeugen vorlieb nehmen: Von den vor acht oder mehr Jahren
gebauten Pkws kommen immerhin nahezu 40 Prozent zu freien Werkstätten. Auch die Selbst- oder Bekanntenhilfe spielt bei
Altfahrzeugen eine immer größere Rolle: Ab dem achten Betriebsjahr wird jeder vierte Wagen privat repariert. Bei jüngeren
Fahrzeugen halten die Vertragswerkstätten der Autohersteller unangefochten die größten Marktanteile. Neuwagen werden sogar
zu mehr als 90 Prozent bei ihnen gewartet und repariert.