Der ACE Auto Club Europa hat den politischen Parteien Desinteresse an mehr Verkehrssicherheit und besserer Unfallverhütung
vorgeworfen.
Alljährlich kämen in Deutschland 7.000 Menschen bei Verkehrsunfällen ums Leben, 500.000 würden zum Teil schwer verletzt, bei
nahezu einem Viertel aller Verkehrstoten handele es sich um junge Leute. "In den Wahlprogrammen ist dazu nichts oder nur
Dürftiges zu finden", kritisierte ACE-Chef Wolfgang Rose am Montag in Berlin. Er sprach sich dafür aus, neue Formen der
Verkehrserziehung einzuführen. Danach sollten Kinder nicht mehr auf herkömmliches verkehrsgerechtes Verhalten getrimmt
werden, sondern eine ganzeinheitliche Mobilitätserziehung angeboten bekommen. Rose: "Wir wollen eine humane Verkehrswelt."
Nicht nur Schulen hätten auf diesem Gebiet einen pädagogischen Auftrag zu erfüllen.
"Gewalttätige Videospiele, in denen unsere Kinder andere Verkehrsteilnehmer per Joystick von der Fahrbahn katapultieren,
haben auf Automessen nichts zu suchen", sagte Rose mit Blick auf Spielehersteller und Automobilindustrie. "Es bringt aber
nichts, wenn als Ausweg aus dem Gewaltdilemma jetzt der Bundesinnenminister die Volljährigkeit mit 18 beim
Führerscheinerwerb in Frage stellt", fügte Rose hinzu.
Er begrüßte die Absicht von Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig, die Straßenverkehrsordnung (StVO) in eine verständliche und
bürgernahe Form zu bringen. Der ACE werde dazu demnächst eigene Vorschläge unterbreiten.
Auf dem Gebiet der Forschungspolitik forderte Rose dazu auf, nach der Bundestagswahl die Haushaltsmittel dafür erneut
aufzustocken und gezielt in Nachhaltigkeitskonzepte zu investieren. "Wir wollen vernünftig ausgeübte Automobilität auch
dann, wenn die letzten Erdölreserven aufgebraucht sind." Neue Budget-Prioritäten müssten auch die Autohersteller setzen,
denen Rose vorhielt, 30 Prozent ihrer milliardenschweren Umsätze flössen in Marketing und Werbung, während der Aufwand für
Forschung mit sieben Prozent vom Umsatz "ziemlich bescheiden" ausfalle.
Der ACE hatte am Montag in Berlin seine parlamentarische Verbindungsstelle im Rahmen eines verkehrspolitischen Forums
eröffnet. Vor Teilnehmern aus Politik und Verkehrswirtschaft warb das Mitglied des Geschäftsführenden DGB-Bundesvorstandes,
Heinz Putzhammer, für mehr Engagement zu Gunsten einer nachhaltigen Mobilität. Zu den zentralen Handlungsfeldern gehöre eine
Reduzierung der individuellen Verkehrsleistung durch Verhaltensänderung sowie eine Reduzierung der Umwelt- und
Gesundheitsbeeinträchtigung des Verkehrs durch eine technische Optimierung der Verkehrsmittel. Putzhammer ist auch Mitglied
im "Rat für Nachhaltige Entwicklung" der Bundesregierung.