Die Porsche Leipzig GmbH, eine hundertprozentige Tochtergesellschaft der Porsche AG, beschäftigt neuerdings rund 20
Auerochsen als "Landschaftsgärtner". Vor wenigen Tagen wurden die urigen Rinder auf dem ehemaligen Leipziger
"Exerzierplatz" in unmittelbarer Nachbarschaft des neuen Porsche-Werks angesiedelt. Dort stehen ihnen rund 70 Hektar
Fläche mit Wiesen, Gehölzen und Waldbestand als artgerechter Lebensraum zur Verfügung.
Die Ansiedlung der Wiederkäuer ist ein zentraler Bestandteil des umfassenden Landschaftspflege-Konzepts für den
"Exerzierplatz", das im Auftrag von Porsche in Zusammenarbeit mit den Naturschutzbehörden der Stadt Leipzig
und des Landes Sachsen von externen Fachleuten entwickelt wurde. Die kleine Herde - der Anfangsbestand besteht
aus einem Bullen, dreizehn zum Teil tragenden Kühen und mindestens fünf Kälbern - wird durch ihre natürlichen Lebens-
und Fressgewohnheiten dafür sorgen, dass die Magerwiesen auf dem früheren Truppenübungsplatz nicht verbuschen. Damit
bleibt der ökologische Wert des Geländes mit seiner bestehenden Fauna und Flora dauerhaft erhalten.
Beim heutigen Auerochsen (lateinisch: bos primigenius) handelt es sich um eine Rückzüchtung des Anfang des 17.
Jahrhunderts ausgestorbenen europäischen Waldrindes, das ein direkter Vorfahre unserer Hausrinder ist. Der als sehr
genügsam und widerstandsfähig geltende Paarhufer - auch Ur genannt - habe sich, so Porsche, bereits in vielen
Naturschutzgebieten bei der Pflege offener Graslandbiotope bewährt.
Zusätzlich zu den Auerochsen siedelt Porsche auf dem Areal eine Herde Exmoor-Wildpferde mit zwei Hengsten, sieben
Stuten und mindestens drei Fohlen an. Auch hierbei handelt es sich um eine äußerst widerstandsfähige Rasse, die
traditionell sehr erfolgreich in der Landschaftspflege eingesetzt wird und ganzjährig ohne größeren Pflegeaufwand als
Gemischtherde im offenen Gelände gehalten werden kann.
Um zu verhindern, dass die halbwilden Tiere auf benachbarte Grundstücke gelangen oder gar den öffentlichen
Straßenverkehr in der Umgebung beeinträchtigen können, wurde die Weidefläche großräumig mit einem stabilen
Wildschutzzaun umfriedet. Damit wird zugleich vermieden, dass Unbefugte das Areal betreten und sich selber in Gefahr
bringen: Der Auerochse gilt schließlich als ein Tier, das sich zu wehren weiß - besonders, wenn es darum geht, seinen
Nachwuchs vor einer vermeintlichen Bedrohung zu schützen.
Die Stadt Leipzig hat für das Gebiet rund um das Porsche-Werksgelände und den ehemaligen Exerzierplatz ein neues
Verkehrswegekonzept mit Rad- und Fußwegen entwickelt, um Anwohnern aus den umliegenden Wohngebieten die Möglichkeit zu
geben, die Randbereiche weiterhin als Naherholungsgebiet zu nutzen und bequem die benachbarten Gemeinden zu erreichen.
Im nördlichen Teilbereich des insgesamt 110 Hektar großen Exerzierplatzes nutzt Porsche eine Fläche von sechs Hektar
für einen naturnah angelegten Geländeparcours, auf dem künftig Porsche-Kunden von Instrukteuren mit den
"Off-Road"-Fähigkeiten des in Leipzig gefertigten sportlichen Geländewagens Cayenne vertraut gemacht werden. Der Cayenne, von dem Porsche jährlich mindestens 25.000 Fahrzeuge absetzen will, wird im Herbst am Markt eingeführt.