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Freitag, 19. April 2024
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ADAC-Stichprobe: Erweitere Prüfung ist Makulatur

HU-Überschreitung: Extra-Check nur ein Kassenfüller

Autofahrer, die eine Hauptuntersuchung verspätet durchführen lassen, müssen neuerdings eine Extragebühr zahlen. Sie soll eine erweitere Fahrzeugprüfung abdecken, die aber tatsächlich nicht durchgeführt wird, wie der ADAC herausfand. Autofahrer, die ihren Pkw mehr als zwei Monate zu spät zur Hauptuntersuchung (HU) vorfahren, müssen seit dem 1. Juli 2012 eine um 20 Prozent höhere Prüfgebühr berappen. Dies sei, so die Prüforganisationen, dem Mehraufwand der damit verbundenen Ergänzungsprüfung geschuldet. Die Neuregelung ging einher mit der Abschaffung der Rückdatierung.

Doch eine aktuelle Stichprobe des ADAC bei TÜV, Dekra, GTÜ und KÜS ergab nun, dass zwar bei allen Prüfstationen die höhere Gebühr von durchschnittlich zehn Euro kassiert wird - ein technischer Check, der über die normale HU hinausgeht, fand jedoch in keinem einzigen Fall statt.

Die ADAC-Tester fuhren mit einem elf Jahre alten Fiat Marea und einem acht Jahre alten Audi A2 an insgesamt zehn Prüfstellen in fünf Regionen Deutschlands zur HU und Abgasuntersuchung vor. Bei beiden Autos war der reguläre Prüftermin um vier Monate überzogen worden. Ziel war es, herausfinden, ob und in welchem Umfang die Prüforganisationen Ergänzungsarbeiten durchführen. Heraus kam dabei, dass zwar die Punkte, die auch bei einer normalen Hauptuntersuchung vorgesehen sind, abgearbeitet wurden, es jedoch keine zusätzlichen technischen Kontrollen gab.

Nach Meinung des ADAC sind die zusätzlich aufgeführten Punkte im Rahmen einer Ergänzungsprüfung lediglich Füllpunkte oder werden mit anderer Bezeichnung erneut aufgeführt. So ist etwa bei der Kontrolle der Bremsen vorgesehen, die Anlage zusätzlich auf die Dichtheit zu überprüfen. Dies geschieht jedoch schon bei jeder normalen HU und stellt somit keinen Mehraufwand dar. Zudem verlangt der erweiterte Prüfkatalog die Überprüfung der Frontscheibe - ein Punkt, der schon im normalen Prüfkatalog vorgesehen ist. Und auch der Zustand der Scheinwerfer muss bei einer normalen HU geprüft werden. Mehrere Prüfer erklärten auf Nachfrage, nicht mehr als üblich zu prüfen.

Der ADAC fordert vor dem Hintergrund der Ergebnisse, die Erhöhung der Prüfgebühr bei Überschreitung des HU-Termins wieder abzuschaffen. "Für eine erweiterte technische Prüfung gibt es keinen Grund, sie füllt lediglich die Kassen der Prüforganisationen", hieß es. Strafgebühren für überzogene Prüffristen zu erheben sei allein Sache des Staates. Das Überziehen um bis zu zwei Monate wird im Bußgeldkatalog gar nicht, um drei bis vier Monate mit 15 und um vier bis acht Monate mit 25 Euro und ab acht Monaten mit 40 Euro plus zwei Punkten sanktioniert. Der ADAC hält diese Summen für ausreichend; wir für hanebüchen, wenn mögliche Sicherheitsmängel an Bremsen, Lenkung oder Beleuchtung so viel respektive wenig kosten wie ein-/zweimal Falschparken.
text  Hanno S. Ritter
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