BASt
Eine Studie erwartet rück-
läufige Unfall(opfer)zahlen bis 2020
2011 ist die Zahl der Verkehrstoten in Deutschland erstmals seit 20 Jahren wieder gestiegen, doch diese negative
Tendenz wird sich nach Expertenmeinung nicht fortsetzen. Bis 2020 erwartet eine Studie deutlich sinkende Zahlen -
bei Unfällen, Verletzten und Getöteten.
Im Rahmen eines Forschungsprojektes der dem Bundesverkehrsministerium zugeordneten Bundesanstalt für Straßenwesen
(BASt) wurde ein Prognoseverfahren entwickelt, das eine Differenzierung des zukünftigen Unfallgeschehens nach
Schweregrad, Art der Verkehrsbeteiligung, Alter der Verkehrsteilnehmer und Ortslagen erlaubt. Auf Basis des Modells
werden sowohl Verunglückten- und Getötetenzahlen als auch Unfallzahlen vorhergesagt. Den Prognosehorizont bilden
die Jahre 2015 und 2020.
Für den Prognosezeitraum 2015/2020 wird gegenüber dem Jahr 2006 ein deutlicher Rückgang der Unfall- und Verunglücktenzahlen
in Deutschland erwartet: 2015 rechnen die Experten mit insgesamt etwa 279.000 Unfällen mit Personenschaden. Dies entspricht
einem Rückgang von etwa 15 Prozent gegenüber dem Jahr 2006. Für das Jahr 2020 ergaben sich 234.000 Unfälle, was einen Rückgang
von 29 Prozent bedeutet.
Die Zahl getöteter Personen wird laut BASt-Studie voraussichtlich um etwa die Hälfte sinken: von rund 5.100 Getöteten (2006)
auf etwa 2.500 Getötete (2020). Bei den Schwerverletzten ist demnach ebenfalls mit einer Halbierung im gleichen Zeitraum
auf etwa 37.000 Personen zu rechnen (2006: 74.500 Schwerverletzte). Die Anzahl Leichtverletzter reduziere sich mit einem
Rückgang um rund 21 Prozent am geringsten, heißt es. Aussagekräftiger als der Vergleich mit 2006 dürfte der mit 2011
sein, der zwar natürlich nicht ganz so positiv ausfällt, aber immer noch gut: Der Studie zufolge würde bis 2020 die
Zahl der Unfälle um 24 Prozent, die der Getöteten um 38 Prozent.
Insbesondere innerorts und auf Autobahnen sei ein starker Rückgang der Anzahl von Unfallopfern zu erwarten. Innerorts werde
sich die Anzahl der Getöteten um fast 70 Prozent reduzieren (von knapp 1.400 auf etwa 400 Getötete) - auf Autobahnen betrage
die Reduktion immerhin noch etwa zwei Drittel (minus 64 Prozent von 645 auf etwa 230 Getötete). Die anteilsmäßig größten
Rückgänge der Anzahl schwer Verunglückter (Getötete und Schwerverletzte) gibt es bei den Fußgängern (minus 66 Prozent)
sowie den Pkw-Insassen (minus 54 Prozent). Den geringsten Rückgang weisen die Nutzer von motorisierten Zweirädern auf
(minus 34 Prozent).
Für die Vorhersage der Straßenverkehrssicherheit und ihrer Rahmenbedingungen wurde ein modular aufgebautes Prognoseverfahren
entwickelt, welches die Veränderungen der Rahmenbedingungen des Unfallgeschehens sowohl auf der Ebene der Unfallentstehung als
auch auf der Ebene der Unfallschwere berücksichtigt. Der Verfahrensansatz besteht darin, die Prognose des Unfallgeschehens auf
der Grundlage einer Risikoanalyse vorzunehmen. Dabei teilt sich der Modellansatz grundsätzlich in die zwei Einzelkomponenten
"Ermittlung und Prognose des Unfallrisikos" und "Ermittlung und Prognose des Verunglückungsrisikos" auf.
Das im Projekt entwickelte Prognosemodell ermöglicht laut BASt detaillierte Wirkungsanalysen. Aufgrund seines modularen Aufbaus könne es bei
Vorliegen aktueller Informationen zum Unfallgeschehen und den Rahmenbedingungen präzisiert und fortgeschrieben werden. "Eine
vollständige innere Konsistenz des Modellansatzes ist bislang jedoch noch nicht gegeben", heißt es einschränkend. Auf der Basis
weiterer Untersuchungen sei eine Verbesserung der inneren Struktur des Modells möglich. Ebenso seien weitere Untersuchungen
der empirischen Grunddaten, die Eingang in das Modell finden, sinnvoll.