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Produktion nur noch in GB und Polen / Bochum als mutmaßlicher Verlierer
Opel: Rüsselsheim verliert den Astra
Opel zieht die Fertigung des Astra vom Stammwerk Rüsselsheim ab. Das wichtigste Modell werde ab dem Jahr 2015 nur noch
in Großbritannien und Polen gefertigt, teilte Opel diesem Samstag mit. Die zuletzt absehbare Entwicklung dürfte aber
zunächst kaum Auswirkungen auf Rüsselsheim haben – die echten Verlierer sind wohl die Opelaner in Bochum.
Opel hat bestätigt, dass die nächste Generation des Opel Astra in den Werken im britischen Ellesmere Port und
im polnischen Gliwice produziert wird. Hintergrund der Entscheidung ist die Zustimmung der britischen Arbeitnehmer
zu einem neuen Tarifvertrag, der Lohnverzicht und weitere Zugeständnisse
vorsieht.
Die Belegschaft hatte laut britischen Medienberichten mit fast 95 Prozent den Plänen zugestimmt, um ihre Jobs zu
sichern. Der Tarifvertrag ist für die gesamte Lebensdauer der nächsten Astra-Generation gültig und soll das Werk
laut Opel mit erhöhter Flexibilität und gesenkten Kosten zu "einem der wettbewerbsfähigsten Werke" im
Produktionsnetzwerk machen. Das 1998 gegründete Werk in Polen galt wegen guter Qualität bei niedrigen Kosten
sowieso als gesetzt.
Wie Opel-Chef Karl-Friedrich Stracke bereits unlängst angekündigt hatte, soll die Astra-Fertigung künftig nicht mehr
an drei Standorten (Rüsselsheim, Ellesmere Port und Gliwice) im Zwei-Schicht-Betrieb, sondern in zwei Werken im
Dreischicht-Betrieb erfolgen, um die Stückkosten zu senken. Dafür will der Autobauer in Großbritannien und Polen 300
Millionen Euro in die Modernisierung der Werke investieren; in Ellesmere Port werden darüberhinaus rund 700 neue
Stellen geschaffen. Bei der Produktion, die 2015 beginnt, will das Unternehmen zudem stärker als bisher auf lokale
Zulieferer zurückgreifen, was für beide Regionen ebenfalls neue Jobs bedeutet.
Stracke sagte laut Mitteilung, er freue sich, dass man mit den Sozialpartnern verantwortungsbewusste
Tarifvereinbarungen habe erzielen können, die die Zukunft dieser beiden Werke sicherten. "Dank der bewährten
Qualität der Fahrzeuge aus Ellesmere Port und Gliwice sowie der Flexibilität und Wettbewerbsfähigkeit der
beiden Standorte werden diese Werke Eckpfeiler unserer Produktion in Europa sein."
"Angesichts der erwarteten Nachfrage", so hatte Stracke bereits Anfang der Woche auf einer Betriebsversammlung
erläutert, seien keine weiteren Produktionsstandorte für den Astra notwendig. Deswegen wird die Astra-Produktion
in Rüsselsheim 2015 enden.
Die Mitarbeiter in dem laut Opel modernsten Werk müssen aber jedenfalls vorerst nicht um ihre Jobs fürchten.
Man habe den Betriebsrat darüber informiert, so Opel, dass die Absicht bestehe, das Werk Rüsselsheim auch nach
Auslauf des gegenwärtigen Insignia und Astra voll auszulasten. Weil dies nur mit dem Insignia nicht möglich ist,
gehen Beobachter davon aus, dass Opel die Zafira-Fertigung von Bochum nach Rüsselsheim holen wird.
Die Arbeiter im traditionsreichen Opel-Werk Bochum dürften dann die wirklichen Verlierer der Planspiele sein - und dass
man solche Hiobsbotschaften "tief im Westen", wie Herbert Grönemeyer einst so herrlich schmetterte, gewöhnt ist, wird
sie kaum trösten können. Schon am Montag wird es eine Betriebsversammlung geben; Karl-Friedrich Stracke darf hier nicht
auf Verständnis hoffen.
text Hanno S. Ritter
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