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Donnerstag, 28. März 2024
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Zentrale wird noch 2012 mit Citroën in Köln zusammengelegt

Peugeot Deutschland: Au revoir, Saarbrücken

Peugeot
Peugeot Deutschland gibt den Peugeot
14 ha großen Standort Saarbrücken auf
Peugeot Deutschland verlässt den traditionsreichen Standort Saarbrücken. Künftig teilt sich die Löwenmarke ihre Deutschland-Zentrale mit der Schwestermarke Citroën an deren bisherigem Standort Köln. Rund 250 Mitarbeiter sind betroffen – und das Saarland verliert seinen größten Steuerzahler. Peugeot und Citroën werden künftig an einem gemeinsamen Standort zusammenarbeiten, der in Köln sein wird. Das gab der Autobauer am Mittwoch Abend in Saarbrücken bekannt. Die Mitarbeiter und Betriebsräte beider Unternehmen waren erst am Morgen von der Geschäftsleitung über die Pläne unterrichtet worden.

Der neue Standort in Köln solle voraussichtlich noch in diesem Jahr die Arbeit aufnehmen, hieß es. Dabei stünden mehrere Objekte zur Auswahl, eine definitive Entscheidung sei noch nicht getroffen. Bisher ist die Deutschlandzentrale von Peugeot in Saarbrückener Stadtteil Güdingen, der Deutschlandsitz von Citroën im rund 270 Kilometer nördlich gelegenen Köln-Porz.

Die Entscheidung hat der Markenvorstand für Peugeot und Citroën in Deutschland, Olivier Dardart, getroffen, der zwischen Mitte 2006 und Herbst 2009 selbst Peugeot-Deutschland-Chef in Saarbrücken war. Er erklärte, Saarbrücken und Köln böten jeweils "hervorragende Standortbedingungen", die eine Entscheidung sowohl zugunsten des einen als auch des anderen Standortes hätten begründen können. Zudem seien beide Marken historisch eng mit der jeweiligen Region verbunden: Peugeot blickt auf eine über 75-jährige Tradition im Saarland zurück, Citroën auf eine mehr als 85-jährige Geschichte im Kölner Raum - früher sogar mit eigener Produktion.

Dardardt: "Am Ende haben wir eine unternehmerische Entscheidung nicht gegen einen bestimmten Standort, sondern für eine gemeinsame Zukunft der beiden Marken in Deutschland getroffen. Peugeot und Citroën bleiben dabei weiterhin eigenständig und agieren auf dem Automobilmarkt unabhängig voneinander."

Die Entscheidung kam für die Mitarbeiter in Saarbrücken wohl plötzlich, aber auch nicht ganz unerwartet. PSA Peugeot Citroën hatte bereits 2011 angekündigt, in bestimmten Bereichen eine gemeinsame Organisationsstruktur für beide Marken einzuführen. Gerüchten zufolge war auch die vollständige Schließung der deutschen Citroen-Zentrale im Gespräch; eine Zusammenlegung schien daher ebenso möglich wie die Entscheidung zugunsten des größeren Köln absehbar.

Für das Saarland bedeutet die Entscheidung einen herben Verlust, ist Peugeot doch der größte Steuerzahler in dem sowieso strukturschwachen Bundesland. Mit der Bekanntgabe der Pläne hatte Peugeot vor diesem Hintergrund möglicherweise bewusst bis nach den Landtagswahlen an der Saar gewartet. Bei Peugeot sind rund 250 Mitarbeiter von den Umzugsplänen betroffen. 60 Arbeitsplätze im PSA Diagnose Center, das seinen Sitz im Saarland beibehalten soll, bleiben erhalten.

Die Peugeot Automobile Deutschland GmbH wurde 1967 gegründet. Sie übernahm die kompletten Strukturen des Importeurs Kochte & Rech am Standort in Saarbrücken-Schafbrücke, bei dem bereits 1936 der Fahrzeug-Import gestartet war. Das Peugeot-Vertriebsnetz bestand 1967 aus rund 580 Händlern und Werkstätten. In ihrem ersten Geschäftsjahr erwirtschaftete das neue Unternehmen mit 767 Mitarbeitern einen Umsatz von 158 Millionen Mark und verkaufte insgesamt 20.733 Autos. Das Modellprogramm bestand seinerzeit aus dem 1966 eingeführten Kleinwagen 204 sowie dem Mittelklassewagen 404. Beide Modelle waren als Limousine, Kombi, Coupé und Cabrio erhältlich. Kurze Zeit später kamen die Modelle 504 und 304 auf den Markt.

Das Wachstum der jungen Importgesellschaft führte schnell an räumliche Grenzen. Nur sechs Jahre nach dem Start legte Pierre Peugeot im Juli 1973 den Grundstein für die neue Hauptverwaltung des Unternehmens auf einem 140.000 Quadratmeter großen Gelände an der Saargemünder Straße in Saarbrücken. Hier ist auch die heutige Peugeot Deutschland GmbH zuhause. Seit 1994 trägt die deutsche Importzentrale in der postalischen Anschrift den Namen jenes Menschen, der Peugeot zu einem Autohersteller machte: Postsendungen werden seither an die Armand-Peugeot-Straße 1 ausgeliefert.
text  Hanno S. Ritter
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