Vierte Generation des Erfolgsmodells ab November bei den Händlern / Deutlicher Größenzuwachs / Verbesserte Ausstattung
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Design-Anleihen beim Lupo:
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© Volkswagen AG
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Der neue Polo kommt im November zu den Händlern
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Den Polo hat Volkswagen inzwischen weltweit über 7 Millionen Mal an den Mann und nicht zuletzt
auch an die Frau gebracht. Damit der Bestseller weiter ein solcher bleibt, legen die Wolfsburger nun nach:
Auf der IAA im September feiert der neue Polo seine Premiere, beim Händler wird die vierte Generation
dann ab Mitte November erhältlich sein.
Besonders auffällig an dem neuen Modell sind die Karosserieausmaße: Deutlich größere Dimensionen (u.a. Länge
plus 154 mm, Radstand plus 53 mm) machen den Polo komfortabler, sicherer, entziehen ihn aber auch langsam aus dem
angestammten Kleinwagen-Segment: Der neue ist in den Größen vergleichbar mit dem Golf I der siebziger Jahre. Das
weiß auch Volkswagen, weswegen man sich bemüht, den Neuen in Anlehnung an den Begriff der "Golf-Klasse" als
ersten Vertreter der "Polo-Klasse" zu bezeichnen - ein bisschen viel des Guten vielleicht.
Neues auch auf der Motorisierungsseite:
Zur Markteinführung wird der Polo zunächst nur mit einem Drei- und einem Vierzylinder-Benziner (47 kW/65 PS und
55 kW/75 PS) sowie einem Dreizylinder-TDI (55 kW/75 PS) angeboten. Der Dreizylinder-Benziner mit 1,2 Litern
Hubraum stellt eine komplette Neuentwicklung dar. Er ist sparsam, emissionsarm (EU-4-Norm) und soll dank einer
Ausgleichswelle trotz des fehlenden Zylinders ausgesprochen laufruhig sein. Bis Januar 2002 werden darüber hinaus
sukzessive fünf weitere Motoren erhältlich sein. Zu ihnen zählen ein sicherlich interessanter, weil
ebenso sparsamer wie kräftiger neuer Vierzylinder-Benzindirekteinspritzer (FSI), der 63 kW/85 PS leisten wird, und als Basismotorisierung ein weiterer Dreizylinder mit 40 kW/55 PS.
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Der viertürige Polo bekommt
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© Volkswagen AG
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ein drittes Seitenfenster in der C-Säule
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Wie die anderen Volkswagen-Modelle gibt es auch den Polo nun in vier verschiedenen Ausstattungslinien
mit den bekannten Namen Basis, Trendline, Comfortline und Highline, die aber VW-typisch angenehmerweise
nicht aufs Auto geschrieben werden. Die Ausstattung wurde deutlich aufgewertet - so kommen alle neuen Modelle
unter anderem mit ABS, elektrohydraulischer Servolenkung, Fahrer- und Beifahrerairbag, Seitenairbags, vier
Kopfstützen, Wärmeschutzverglasung und Drehzahlmesser in den Handel. Eine Automatikversion ist ebenfalls
lieferbar. Wie bisher schon hat der Polo eine vollverzinkte Karosserie mit entsprechenden Langzeitqualitäten.
Zudem verbessern zahlreiche optionale Ausstattungsfeatures Komfort und Sicherheit. In Verbindung mit dem
elektronischen Stabilitätsprogramm (ESP) bietet Volkswagen im Polo erstmals einen hydraulischen Bremsassistenten
(HBA) an, der in Notsituationen den Bremsdruck erhöht und damit den Anhalteweg verkürzt. Den Komfort steigert die
neue "Climatic", eine halbautomatische Klimaanlage mit automatischer Regelung der Innenraumtemperatur; manuell
gesteuert wird lediglich die Luftverteilung. Das ist insgesamt fast genauso gut wie eine vollautomatische
Klimaanlage, aber günstiger - schade, dasss VW sowas erst jetzt anbietet. Ein neuartiger Kältekompressor sorge
dafür, dasss sich die Climatic - und die ebenfalls lieferbare vollautomatische Climatronic - deutlich weniger als
herkömmliche Anlagen auf den Kraftstoffverbrauch auswirken, hieß es.
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Durch drittes Seitenfenster
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© Volkswagen AG
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gestreckte Silouette: VW Polo IV
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Für den Transport kleinerer Gäste besteht zudem die Möglichkeit, den Beifahrerairbag zu deaktivieren, falls der
Kindersitz vorne angebracht werden soll. Darüber hinaus wird optional zum ersten Mal in diesem
Segment ein integrierter Kindersitz für die Rücksitzbank angeboten:
Wer diese Lösung - etwa im Sharan - schon mal ausprobiert hat, weiß, dasss das oftmals umständliche Anschnallen
kleiner Kinder hier gegenüber herkömmlichen mobilen Lösungen deutlich vereinfacht wird.
Soweit also alles wie grundsätzlich erwartet, was kein Nachteil sein muss. Neue Wege ging man in Wolfsburg
jedoch beim Design: Konsequenter voneinander getrennt wurde das Design des 2- und 4-Türers: Während die zweitürige
Version eher coupéhafte, sportliche Assoziationen wecken soll, steht der viertürige Polo
auch optisch mehr für das Familienauto. Optisch unterstreicht dies ein drittes Seitenfenster in der C-Säule, das
auch insgesamt beispielhaft für die gestreckteren Dimensionen des Polo stehe. Von vorne gleicht das Design mit
seinen Doppel-Rundscheinwerfern stark dem des Lupo, die Rückleuchten nehmen dagegen eher Anleihen beim jüngst
renovierten Passat. Gleiches gilt für die auch beim Viertürer leicht coupéhaft wirkende Dachsilouette.
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Polo-Interieur
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© VW AG
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Im Interieur gibt es die aus den anderen VW-Modellen bekannten, durchaus als gelungen gelten dürfenden
Rundinstrumente und eine überarbeitete Mittelkonsole, die aber nach wie vor stark an das Lupo-Design
erinnert, das auch der Polo III seit dem Facelift trägt. Volkswagen verspricht eine in der Preisklasse
"unerreicht hohe Wertigkeit der Materialien". Immerhin ist die Innenraum-Gestaltung nach wie vor klassisch
geblieben, Experimente mit unsymmetrischen Formen, Mitteltachos und ähnlichen modischen Anklängen hat
man dem Käufer erspart.
Preise und genaue Ausstattungen sind derzeit noch nicht bekannt. Ein Foto des Zweitürers gibt es ebenfalls
noch nicht.
Kommentar:
Soweit alles, wie erwartet. Nur das Design vermag mich nicht zu überzeugen - die optische Trennung
von Zwei- und Viertürer mag bei Fiat durchaus Sinn machen und erfolgreich sein, bei VW befürchte ich
eher das Gegenteil. Warum sich VW nun auch noch vom einem der wenigen Stilmerkmale des eigenen Designs - der
breiten C-Säule - verabschiedet und dem Polo ein drittes Seitenfenster gönnt, ist unverständlich. Hier wird
ohne Not mit Designtraditionen gebrochen, die seit den Tagen des Golf I bewährt und erfolgreich am Markt waren.
Auch sonst lässt mich das Design nicht gerade jubeln, ist es doch in erster Linie eine Mischung aus anderen,
bekannten Modellen des Konzerns, wenn auch nicht ganz so schlimm umgesetzt wie beim Polo III seit dessen
misslungenen Facelifts (innen Lupo, vorne Polo, hinten Golf). Dass Volkswagen den Polo auf den ersten
offiziellen Bildern nun auch noch in roter Lackierung zeigt, kann angesichts der Beliebtheit dieser Farbe und
deren Image nur als marketingtechnischer GAU bezeichnet werden. Schade, man hätte insgesamt mehr erwartet; die
Begeisterung, wie bei der Premiere des Polo III, bleibt aus. - Bleibt zu hoffen, dasss man sich beim Golf V
mehr Mühe geben wird. (hsr)