Bundesverkehrsminister Kurt Bodewig will noch in dieser Legislaturperiode eine große Reform des Verkehrswesens in
Angriff nehmen. Bodewig sagte am gestrigen Samstag als Gastredner auf dem Parteitag von Bündnis90/Die Grünen in Stuttgart,
er wolle sich für mehr Wettbewerb zwischen Straße, Schiene und Wasser einsetzen. Erstmals kündigte Bodewig an,
eine Trennung von Betrieb und Netz bei der Bahn zu prüfen. Er kündigte den Aufbau einer "Task Force" an,
deren Vorsitz Franz-Josef Kniola, Vorsitzender der Bahnkommission in Nordrhein-Westfalen, übernehmen soll.
Die Sanierung der Bahn habe weiterhin höchste Priorität.
Nachfolgend finden Sie die in der Öffentlichkeit vielbeachtete Rede im Volltext. Es gilt das gesprochene Wort.
"Meine Damen und Herren, herzlichen Dank für die Einladung zu Ihrem Parteitag. 1998 haben wir
gemeinsam den Wählerauftrag bekommen, um Behäbigkeit und Stillstand in der Bundespolitik zu
beenden. Wir haben diese Mehrheit nicht für ein Experiment bekommen. Wir haben diese Mehrheit
bekommen, weil die Menschen das Weiter so, das Zaudern und Aussitzen, und den Stillstand leid waren.
Wir haben gemeinsam den Wählerauftrag für politische Gestaltung genutzt. Und das kann sich sehen
lassen:
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Die Koalition hat den Reformstau in Deutschland aufgelöst und
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wir mobilisieren neue Innovationskräfte in unserer Gesellschaft.
Wir haben mit unserer Steuerreform die privaten Haushalte um über 65 Mrd. DM entlastet. Wir haben
entscheidende Schritte zur Konsolidierung der öffentlichen Finanzen getan. Meine Damen und Herren,
wir sind uns doch einig: Gerade weil wir nicht auf Kosten zukünftiger Generationen leben wollen -
deswegen muss dieser Konsolidierungskurs fortgesetzt werden! Mit der Energieeinsparverordnung haben
wir jetzt einen weiteren wichtigen Schritt zur Reduzierung von CO
2 getan. Das ist ein
wichtiger Schritt zur Erreichung unseres Reduktionsziels. Die Verordnung bringt einen echten
Innovationsschub für die Bauwirtschaft. Das war unser Ziel. Wir haben es jetzt umgesetzt. Wir
packen gemeinsam die längst überfällige Reform der Landwirtschaft und einen Ausbau des
Verbraucherschutzes an. Das ist ein wichtiges Stück Zukunftskompetenz. Das bedeutet Rückgewinnung
von Vertrauen. Und es ist mit einem Namen verbunden. Renate Künast leistet bei der Erfüllung
dieser schwierigen Aufgaben eine hervorragende Arbeit. Ich habe nur Stichworte gegeben aus einer
Zwischenbilanz, auf die wir gemeinsam stolz sein können. Aber das ist erst ein Teilabschnitt auf
dem Weg, Deutschland zu erneuern und fit für die Zukunft zu machen. Dazu gehört Erhalt und
Entwicklung der Infrastruktur in Deutschland und damit die Sicherung der Mobilität. Das ist eine
zentrale Gestaltungsaufgabe für die Zukunft. Mobilität ist für die große Mehrheit der Menschen
ein gutes Stück Freiheit und Lebensqualität. Ich meine hier nicht die Freiheit des Rasens. Ich
spreche von der Freiheit, seinen Arbeitsplatz und Lebensort frei zu wählen und auch erreichen zu können.
Und ich spreche davon, die Freizeit dort verbringen zu können, wo man möchte. Mobilität bringt
Menschen zusammen, überwindet Grenzen und Provinzialität auch im Kopf. Wir sind bei der Erreichung
dieses Ziels bereits einige wichtige Schritte vorangekommen. Wir haben die Investitionen auf Rekordhöhe
gebracht. Und wir haben die Investitionen in Straße und Schiene angeglichen. Ein echter Erfolg
unserer Koalition! Aber die Investitionen sind nur ein erster Schritt. Denn wir stehen vor einer
riesigen Herausforderung: Alle seriösen Prognosen sagen ein enormes Verkehrswachstum voraus: In den
nächsten 15 Jahren im Personenverkehr von 20 % und im Güterverkehr von 64 %. Deswegen ist ein Satz
in Ihrem bahnpolitischen Antrag doch von eminenter Bedeutung. Es heißt dort schlicht: „Eine
Gesellschaft, die mobil sein und nicht im Dauerstau stehen will, braucht neue Wege in der
Verkehrspolitik“. Neue Wege in der Verkehrspolitik bedeutet nicht nur hohe Investitionen. Und wir
wollen den Menschen auch nicht vorschreiben, wie sie ihre Mobilität organisieren. Wir müssen die
Realitäten zur Kenntnis nehmen und die Bedürfnisse der Menschen berücksichtigen. Dies erfordert
auch Abschied von alten Denkmustern. Es ist ja völlig klar, dasss wir Mobilität und Umweltschutz
zusammen denken müssen. Es darf aber nicht beim Denken bleiben. Wir müssen mit Augenmaß handeln.
Nur so kriegen wir die nötige Akzeptanz! Lassen Sie mich hier einige Beispiele nennen. Nehmen wir
zunächst den Flugverkehr: Auch hier sind die Wachstumszahlen enorm. Mit guten Bahnkonzepten können
wir einen guten Teil des innerdeutschen Flugverkehrs auf die Schiene bringen – und damit Slots für
leisere internationale Flüge freimachen. Das neue Konzept von Lufthansa und Bahn AG für die
Verbindung zwischen den Flughäfen Stuttgart und Frankfurt zeigt, dasss es geht. Das verstehe ich
unter integrierter Verkehrspolitik. Dies ist auch Bestandteil des Flughafenkonzepts, das wir im
letzten August im Kabinett beschlossen haben. Die Philosophie ist klar:
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Den Menschen nicht verordnen, was sie zu tun haben.
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Die notwendige Infrastruktur entwickeln.
-
Und durch attraktive Angebote den Menschen auch die Entscheidungsfreiheit lassen, wie sie sich
fortbewegen wollen.
Ich sehe das übrigens genauso beim Verkehrsmittel Nr. 1 - also beim Auto. Ich habe vielleicht nicht
ein so erotisches Verhältnis zum Auto, wie Ihr Fraktionsvorsitzender Rezzo Schlauch. Aber es ist
doch richtig, wenn Jürgen Trittin und Rezzo Schlauch darauf hin weisen, dasss der ÖPNV nicht
automatisch das ökologisch bessere Verkehrsmittel ist. Auch nicht immer die Bahn! Wenn Sie heute in
einem durchschnittlich normal besetzten ICE fahren, dann verbrauchen Sie genauso viel Energie wie in
einem ebenso durchschnittlich besetzten Drei-Liter-Lupo. Das das so ist, ist das Ergebnis der großen
Innovationskraft der Automobilindustrie. Und die wurde mobilisiert, weil Erdöl ein knappes und
teures Gut ist. Seit Beginn der 80er Jahre ist der Kraftstoffverbrauch beim PKW im Schnitt um 31 %
zurückgegangen. Mittelfristig können wir einen CO
2-freien Kraftstoff flächendeckend
einführen. Sie wissen vielleicht, dasss ich den Prozess der Markteinführung mit den Vertretern der
Automobilindustrie und der Mineralölwirtschaft moderiere. Wir sind jetzt dabei, diese sogenannte
Energiestrategie für den Kraftstoff der Zukunft europäisch auszuweiten. Das sind
Fortschrittskonzepte, die wir zurecht Effizienzrevolution nennen können. Wir werden diesen
Prozess mit neuen Logistikkonzepten flankieren und damit die Anzahl vermeidbarer Verkehre deutlich
verringern.
Und lassen sie mich ein weiteres Beispiel nennen. Nicht weil ich hier auf ihrem
Parteitag bin, sondern ich sage aus Überzeugung: Das Fahrrad hat seinen festen Platz in unserem
integrierten Verkehrssystem der Zukunft. Es ist heute schon als Verkehrsmittel in der Stadt und im
Kurzsteckenbereich unverzichtbar. Ich betone ausdrücklich: Auch das Fahrrad braucht eine gut
ausgebaute Infrastruktur. Genauso brauchen wir Übergangs- und Mitnahmemöglichkeiten zu anderen
Verkehrsträgern. Nordrhein-Westfalen zeigt hier beispielhaft wie eine integrierte Fahrradpolitik
aussehen kann. Hier liegt für die Länder eine wichtige Aufgabe. Der Bund wird das konzeptionell
begleiten.
Meine Damen und Herren, ich habe soeben vom Verlassen alter Denkmuster gesprochen.
Angesichts der Verkehrsprognosen ist das Gegeneinander der verschiedenen Verkehrsträger ein solches
altes Denkmuster. Es geht eben nicht um Auto oder Bahn oder Fahrrad. Wir brauchen alle Verkehrsträger,
jeden dort, wo er am besten Mobilität gewährleistet. Unser Konzept ist ein Integriertes
Verkehrssystem. Zum Beispiel mit dem Auto zur Park & Ride Station, mit dem Zug in die nächste
Stadt, und von der Fahrradstation am Bahnhof weiter durch die Innenstadt. Ich bin der festen Überzeugung,
dass wir das gesamte Thema Verkehrsinfrastruktur neu denken und gestalten müssen. Es reicht nicht
mehr aus, die Stellschrauben neu zu justieren. Wir müssen neu konstruieren und anders finanzieren.
Nach Steuerreform und Rentenreform können und müssen wir uns jetzt zutrauen, eine umfassende
Reform unseres Verkehrssystem noch in dieser Legislaturperiode auf den Weg zu bringen. Ich will und
ich werde als zuständiger Bundesminister das notwendige Reformwerk anpacken. Dabei sehe ich ihm
wesentlichen drei Systemelemente:
Erstens: Die bisherige Finanzierung der Verkehrsinfrastruktur über
den allgemeinen Haushalt ist an ihre Grenzen gestoßen. Hier müssen wir umsteuern und in ein neues
System einsteigen. Die Entwicklung und die Erhaltung der Infrastruktur braucht eine neue
Finanzierungs- und eine neue Umsetzungsstruktur. Meine Damen und Herren, Infrastrukturpolitik ist
Langfristpolitik. Dazu brauchen wir Planungssicherheit. Deswegen schlage ich die Gründung einer
Finanzierungsgesellschaft für Verkehrsinfrastruktur vor. In diese Finanzierungsgesellschaft fließen
dann die Mittel aus der LKW-Maut. Damit schaffen wir nicht nur Fairness im Wettbewerb zwischen Straße
und Schiene. Das Geld fließt auch zweckgebunden zurück in die Infrastruktur. Aber, und das ist mir
wichtig, eben nicht nur in die Straße, sondern in die Infrastruktur bei Straße, Schiene und
Wasserstraße. Genau das entspricht unserem Konzept einer integrierten Verkehrspolitik. Die
gesetzlichen Voraussetzungen können wir noch in dieser Legislaturperiode schaffen. Ich werde die
erforderlichen Vorlagen zügig einbringen.
Zweitens: Wir brauchen einen gerechteren Wettbewerb
zwischen den Verkehrsträgern beim Gütertransport. Die Beteiligung des LKWs an der Finanzierung
der hohen Kosten für den Straßenbau ist unzureichend. Ein LKW mit 40-Tonnen Achslast belastet die
Straße 60.000 mal soviel wie ein PKW. Dass wir hier handeln müssen, ist wohl allen klar. Deswegen
werde ich mit der Einführung der LKW-Maut die Beteiligung an den Wegekosten deutlich erhöhen. Ich
bin der Auffassung, dasss dies sogar über die 25 Pfennig, die Sie in Ihrem Antrag fordern,
hinausgehen kann. Allerdings halte ich es für erforderlich, dasss wir gleichzeitig beim LKW einen
Systemwechsel machen: Mit einem Systemwechsel von der Steuerfinanzierung hin zu Nutzergebühren für
den LKW. Damit erhöhen wir übrigens auch ein gutes Stück die Akzeptanz beim LKW-Gewerbe. Denn nur
so werden wir die ausländischen Billiganbieter gleichermaßen zur Kasse bitten. Gerade damit tun
wir auch etwas gegen das unerträgliche Sozialdumping auf dem Rücken der Trucker und der kleinen
Fuhrunternehmer. Meine Damen und Herren, mit der LKW-Maut in dieser Form verbessern wir in einem Zug
auch die Wettbewerbsbedingungen der Bahn. Ich halte das für den geeigneteren und den
verkehrssystematisch tauglicheren Weg als die Halbierung der Mehrwertsteuer für die Bahn. Ich halte
überhaupt nichts davon, den wachsenden Verkehr mit Steuergeldern auch noch zu verbilligen – auch
nicht auf der Schiene. Umgekehrt wird ein Schuh daraus: Wir müssen auch bei anderen Verkehrsträgern
für eine gerechtere Kostenanlastung sorgen. Deshalb führen wir die LKW-Maut ein.
Ich komme zu
meinem dritten Punkt: Die Zukunft im Schienenverkehr. Zentraler Bestandteil unseres Reformkonzept
ist die Erhöhung des Verkehrsanteils auf der Schiene. Konkret: Mit dem Verkehrsbericht 2000 habe
ich mich auf die Verdoppelung des Güterverkehrs auf der Schiene bis 2015 festgelegt. Dieses Ziel
kann nur durch einen produktiven und fairen Wettbewerb erreicht werden. Was wir brauchen, ist
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ein Angebotswettbewerb,
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ein Servicewettbewerb,
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ein Innovationswettbewerb.
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Wir brauchen Bahnunternehmen, die um ihre Kunden werben.
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Wir brauchen Bahnunternehmen, die miteinander im Wettbewerb um die besseren Angebote für Gütertransporte
liegen.
Was wir nicht wollen, ist eine Dauer-Subventionspolitik für die Deutsche Bahn AG. Das ist nicht die
Verkehrspolitik unserer Koalition. Unsere Verkehrspolitik muss Wettbewerb für mehr Verkehr auf der
Schiene organisieren. Der Weg zurück in die alte Behördenbahn, der Weg zurück zur Staatsbahn führt
auf das Abstellgleis. Und die Schiene muss in der Tat massiv besser werden. Wenn Sie heute Güter
auf die Schiene schicken, dann quält sich Ihre Sendung auf dem Güterwaggon mit durchschnittlich 18
Stundenkilometern durch das Land. Der LKW schafft aber im Schnitt 65 Stundenkilometer. Allein das
macht klar, warum die Güter auf dem LKW landen. Wir wissen: Überall wo Wettbewerb auf der Schiene
funktioniert, hat er zusätzlich Verkehr und Innovationen ausgelöst. Das zeigt sich in erster Linie
im Nahverkehr. So haben es z.B. die Eisenbahnen der Elbe-Weser GmbH geschafft, dasss
heute viermal
mehr Kunden auf die Schiene umgestiegen sind. Die Dortmund-Märkische Eisenbahn registrierte schon
nach einem Jahr 20 % mehr Fahrgäste. Man könnte weitere aufzählen. Beispielsweise den ICE. Das
zeigt: Es kann funktionieren. Aber, es muss mehr werden. Und nicht mit zusätzlichen Subventionen,
sondern im Wettbewerb. Aber genau hier hakt es noch. Wir haben zwar über 200 Wettbewerber auf der
Schiene. Aber in den ersten zwei Monaten dieses Jahres sind beim Eisenbahn-Bundesamt bereits acht
Einsprüche wegen Wettbewerbsdiskriminierung eingegangen. Wir werden den Wettbewerb schon in diesem
Jahr stärken. Das Eisenbahn-Bundesamt wird als Wettbewerbshüter gestärkt. Es wird dann nicht erst
auf Beschwerden hin aktiv. Es kann künftig aus eigener Kraft sofort agieren. Das ist der erste
Schritt, der helfen wird.
Grundsätzlich gilt: Der Netzzugang muss diskriminierungsfrei möglich
sein. Die Unabhängigkeit des Netzes ist also längst keine Frage mehr des „ob“, sondern eine
Frage des „wann“ und „wie“. Meine Damen und Herren, ich ziehe daraus einen eindeutigen
Schluss: Ich werde jetzt umgehend prüfen, wie die Trennung von Netz und Betrieb zu verwirklichen
ist. Ich werde erstens klären lassen, welche verschiedenen Organisationsmodelle es gibt. In einem
lege ich mich allerdings schon heute fest: Die erneute Verstaatlichung des Netzes halte ich für den
falschen Weg! Ich werde zweitens die Vor- und Nachteile und vor allem die Folgewirkungen untersuchen
lassen. Und das
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unternehmerisch,
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verkehrspolitisch,
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finanzpolitisch
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und bezogen auf das Verhältnis von Bund und Ländern.
Ich werde ferner klären, welche Umsetzungsschritte und Umsetzungszeiträume erforderlich sind. Und
weil ich will, dasss wir zügig voran kommen, werde ich nicht alle Einzelfacetten bis ins letzte
Detail durchchecken, sondern mit einem Grobraster die Plausibilitäten feststellen. Dazu werde ich
eine Task-Force einrichten: Vier Personen werden dort zusammenarbeiten: Das wird der Vorsitzende der
Bahnkommission Nordrhein-Westfalen, Franz-Josef Kniola, sein, mein Staatssekretär und die beiden
Abteilungsleiter Grundsatz und Eisenbahnpolitik. Die Task-Force wird alle wesentlichen Entscheider
und Experten intensiv befragen und das dann zügig auswerten. Bis zum Herbst will ich ein Ergebnis
auf dem Tisch haben. Ich bin nicht für Schnellschüsse, sondern für konsequente Schrittfolge und
ernsthafte Prüfung. Eine neoliberale Chaos-Bahn à la Großbritannien wird es mit mir nicht geben.
Meine Damen und Herren, ich weiß, für die Deutsche Bahn AG bedeutet dieser Weg zu mehr Wettbewerb
eine harte Bewährungsprobe. Aber mein Ziel als Verkehrsminister ist es, mehr Verkehr auf die Schiene
zu bringen. Deshalb gehe ich diesen Weg. Wir sind die Sanierung der Deutschen Bahn AG konsequent
angegangen. Das hat für mich allerhöchste Priorität. Ich will, dasss das Unternehmen durch
Wettbewerb wirtschaftlich erfolgreich wird. Dazu muss sich das Unternehmen dem Wettbewerb stellen
und sich behaupten. Die Bahn muss vom Kunden her gedacht werden. Sie muss attraktiv, preiswert, pünktlich
und serviceorientiert sein. Das ist meine Vision der Kundenbahn. Wir haben mit Hartmut Mehdorn einen
Bahnchef, der sich einem solchen Wettbewerb stellen kann - ein Bahnchef, dem wir zutrauen,
dass er aus der alten Behördenbahn ein effizientes und kundennahes Unternehmen macht.
Meine Damen und Herren, in der Verkehrspolitik dürfen wir keinen Aufschub dulden. Der Verkehr rollt auf uns zu.
Deswegen müssen wir jetzt mit Mut diese umfassende Verkehrsreform anpacken. Wenn wir in den nächsten
Jahren durchsetzen, was wir uns jetzt vornehmen, dann werden wir 2015 eine völlig andere Sicht auf
den Verkehr haben: Wir werden auf der Schiene eine Reihe erfolgreicher Unternehmen haben, die mit
hochattraktiven Angeboten viele neue Kunden auf den Zug geholt haben. Wir werden
Logistikdienstleister haben, die mit einem entwickelten System des Kombinierten Verkehrs den
Schwerlastverkehr optimieren haben. Überflüssige Leerfahrten gehören dann der Vergangenheit an. Güter
werden auf gut ausgebauten Straßen, Schienenwegen und Wasserstraßen schnell an ihr Ziel kommen.
Schadstoffarme und emissionsfreie Autos werden auf einem gut entwickelten Straßennetz leiser und
sicherer vorankommen. Der Umstieg vom Flugzeug in den ICE oder Transrapid wird genauso zum Alltag
gehören, wie der Wechsel vom Fahrrad auf den Zug oder das Auto und umgekehrt. So kann Mobilität
auch funktionieren: Besser für die Menschen und für die Umwelt und gleichzeitig funktionsgerecht für
einen erfolgreichen Wirtschaftstandort Deutschland. Aber lassen sie uns nicht nur von Visionen
reden. Lassen Sie uns intensiv daran arbeiten, sie umzusetzen.
Ich danke für Ihre Aufmerksamkeit."