Ständig erreichbar sein, immer auf dem Laufenden bleiben, eingebunden ins globale
Informations-Netzwerk, dies gehört heute zum Lebensstil erfolgreicher Menschen.
Trotz Handy und Internet erfordert die Kommunikation zwischen den Geräten immer
noch einen oft lästigen technischen und organisatorischen Aufwand. Eine neue
Technologie mit dem Namen Bluetooth ist nun auf dem Weg, dies zu vereinfachen.
Alle Informationsverbindungen, die bisher mühsam mit Kabeln hergestellt werden,
können in Zukunft drahtlos laufen - Computer, Drucker, Handy, Laptop und Organizer
werden bald über Funk miteinander in Verbindung treten. Ermöglicht wird dies durch
einen Chip, der Stimmen und Daten drahtlos über kurze Entfernungen überträgt. Er
wird billig sein, weltweit einsetzbar, eine hohe Übertragungsrate bei geringem
Energieverbrauch haben, mögliche Übertragungsfehler korrigieren können und für
sensible Dokumente eine sichere Verschlüsselung bereithalten.
Die BMW Group will mit dieser Technologie das Auto zur mobilen Informationsplattform
machen. Der Einbau eines Bluetooth-Chips ermöglicht die problemlose Verbindung
zwischen Navigationssystem, Audioanlage, Autotelefon mit anderen Konsumergeräten wie
Laptop, Handy und Organizer. Einer der großen Vorteile ist hierbei die Unabhängigkeit
vom jeweiligen Hersteller. "Die Lebenszeit eines Automobils ist heute um ein Vielfaches
höher als die eines digitalen Geräts", sagt Burkhard Göschel, Entwicklungsvorstand der BMW
Group. "Mit dem Bluetooth-Standard kann der Kunde sich jederzeit ein neues Gerät kaufen
und ohne weitere Installationen auch in seinem Auto benutzen."
Die Idee zu diesem Wunderwerk der Technik hatte im Jahr 1994 die schwedische
Firma Ericsson Mobile Communications. Die Forschungsergebnisse waren so
ermutigend, dasss sich im Februar 1998 fünf einschlägige Firmen zusammentaten,
um eine "Special Interest Group" (SIG) zu gründen, der mittlerweile 1883 Firmen
angehören. Im März 1999 verabschiedete man einen Standard für Bluetooth. "Ein
solcher Plan kann nur global funktionieren, wenn alle Schnittstellen weltweit
einheitlich sind", erklärt Burkhard Göschel. So hat man sich beispielsweise auf ein
Frequenzband geeinigt, das international für Bluetooth freigegeben ist.
Die Technik, die mit Bluetooth möglich wird, könnte uns allen das Leben sehr
erleichtern. So kann man beispielsweise ein entsprechend ausgerüstetes
Mobiltelefon zu Hause als schnurloses Telefon zum Festnetztarif benutzen,
außerhalb des Hauses als Handy und in Reichweite eines anderen
Bluetooth-Telefons als Walkie-Talkie ohne Gebühren. Oder: Ein Bluetooth-Kopfhörer
stellt automatisch die Verbindung her zu Handy, Laptop, Telefon im Haus oder im
Auto. Das Surfen im Internet wird auch einfacher: Drahtlos erreicht man über Laptop,
Telefon oder Handy den Cyberspace. Vor allem im Büro spielt Bluetooth seine
Vorzüge aus: Der Manager muss nicht mehr morgens seinen Terminkalender mit der
Sekretärin abstimmen, der Vertreter nicht mehr seine Kundenaufträge parallel zum
Firmennetzwerk aktualisieren, die Kundenberaterin nicht mehr ständig ihr
Telefonbuch mit den neuesten Listen abgleichen.
Mit Bluetooth nehmen alle Computer in dem Augenblick, in dem man sein Büro
betritt, untereinander Verbindung auf und erledigen diese Arbeiten selbstständig. Und
bei Konferenzen können die Teilnehmer drahtlos Dokumente zwischen ihren
Computern austauschen.
Die ganz große Freiheit eröffnet sich dem Bluetooth-Benutzer jedoch erst im Auto.
"Die Möglichkeiten der Kommunikation sind hier sehr vielfältig, sowohl im beruflichen
als auch im privaten Bereich", zählt Burkhard Göschel auf. "Man kann zum Beispiel im Auto
Daten der Reiseroute und zusätzliche Reiseinformationen zwischen dem Navigationssystem und dem
Laptop austauschen, die damit auch außerhalb des Fahrzeugs verfügbar sind."
Weitere Anwendungsmöglichkeiten: Telefonnummern und Adressen aus der Datenbank des
Organizer über das Autotelefon bzw. das Navigationssystem verfügbar machen, Termine
aktualisieren und drahtlos über die Freisprecheinrichtung mit dem Handy telefonieren.
Oder die Kinder können auf dem Rücksitz fernsehen, per Kopfhörer Musik hören oder im Internet
surfen, während der Vater die neuesten Börsendaten abfragt.
Neben dem Kundennutzen bietet die Bluetooth-Technologie aber noch weitere
Anwendungen in allen Bereichen der Autobranche, von der Herstellung bis zur
Reparatur. "Wenn jedes Fahrzeug einen Bluetooth-Chip erhält, lässt es sich während
der Produktion ständig drahtlos verfolgen", sagt Burkhard Göschel. "Wir statten
jedes Auto individuell nach den Wünschen des Kunden aus. Die hierfür nötige
Logistik könnte in Zukunft über Bluetooth laufen. Der Chip kann anschließend im
Auto verbleiben und weitere wichtige Funktionen übernehmen." Er kann etwa die
Tests bei der Endabnahme im Werk vereinfachen, dem Händler bei seiner
Bestandsaufnahme helfen und die Diagnose bei späteren Reparaturen unterstützen.
Überall dort, wo heute noch Schnittstellen für jedes Automodell unterschiedlich sind,
wird mit Bluetooth ein einheitlicher Standard eingeführt.
Und wann werden nun die ersten mit Bluetooth ausgerüsteten Autos vom Band rollen?
"Mindestens zwei Jahre wird es wohl noch dauern", meint Burkhard Göschel. "Die
ehrgeizigen Zeitpläne, die sich die Elektronikindustrie gesetzt hatte, konnten nicht
eingehalten werden. Etwas müssen wir uns noch gedulden."