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Freitag, 19. April 2024
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Drahtloses Informations-Netzwerk im Auto

BMW Group setzt auf Bluetooth-Technologie

Bequeme Kommunikation mit Bluetooth-Systemen; Bild: BMW Group Ständig erreichbar sein, immer auf dem Laufenden bleiben, eingebunden ins globale Informations-Netzwerk, dies gehört heute zum Lebensstil erfolgreicher Menschen. Trotz Handy und Internet erfordert die Kommunikation zwischen den Geräten immer noch einen oft lästigen technischen und organisatorischen Aufwand. Eine neue Technologie mit dem Namen Bluetooth ist nun auf dem Weg, dies zu vereinfachen.

Alle Informationsverbindungen, die bisher mühsam mit Kabeln hergestellt werden, können in Zukunft drahtlos laufen - Computer, Drucker, Handy, Laptop und Organizer werden bald über Funk miteinander in Verbindung treten. Ermöglicht wird dies durch einen Chip, der Stimmen und Daten drahtlos über kurze Entfernungen überträgt. Er wird billig sein, weltweit einsetzbar, eine hohe Übertragungsrate bei geringem Energieverbrauch haben, mögliche Übertragungsfehler korrigieren können und für sensible Dokumente eine sichere Verschlüsselung bereithalten.

Die BMW Group will mit dieser Technologie das Auto zur mobilen Informationsplattform machen. Der Einbau eines Bluetooth-Chips ermöglicht die problemlose Verbindung zwischen Navigationssystem, Audioanlage, Autotelefon mit anderen Konsumergeräten wie Laptop, Handy und Organizer. Einer der großen Vorteile ist hierbei die Unabhängigkeit vom jeweiligen Hersteller. "Die Lebenszeit eines Automobils ist heute um ein Vielfaches höher als die eines digitalen Geräts", sagt Burkhard Göschel, Entwicklungsvorstand der BMW Group. "Mit dem Bluetooth-Standard kann der Kunde sich jederzeit ein neues Gerät kaufen und ohne weitere Installationen auch in seinem Auto benutzen."

Die Idee zu diesem Wunderwerk der Technik hatte im Jahr 1994 die schwedische Firma Ericsson Mobile Communications. Die Forschungsergebnisse waren so ermutigend, dasss sich im Februar 1998 fünf einschlägige Firmen zusammentaten, um eine "Special Interest Group" (SIG) zu gründen, der mittlerweile 1883 Firmen angehören. Im März 1999 verabschiedete man einen Standard für Bluetooth. "Ein solcher Plan kann nur global funktionieren, wenn alle Schnittstellen weltweit einheitlich sind", erklärt Burkhard Göschel. So hat man sich beispielsweise auf ein Frequenzband geeinigt, das international für Bluetooth freigegeben ist.

Die Technik, die mit Bluetooth möglich wird, könnte uns allen das Leben sehr erleichtern. So kann man beispielsweise ein entsprechend ausgerüstetes Mobiltelefon zu Hause als schnurloses Telefon zum Festnetztarif benutzen, außerhalb des Hauses als Handy und in Reichweite eines anderen Bluetooth-Telefons als Walkie-Talkie ohne Gebühren. Oder: Ein Bluetooth-Kopfhörer stellt automatisch die Verbindung her zu Handy, Laptop, Telefon im Haus oder im Auto. Das Surfen im Internet wird auch einfacher: Drahtlos erreicht man über Laptop, Telefon oder Handy den Cyberspace. Vor allem im Büro spielt Bluetooth seine Vorzüge aus: Der Manager muss nicht mehr morgens seinen Terminkalender mit der Sekretärin abstimmen, der Vertreter nicht mehr seine Kundenaufträge parallel zum Firmennetzwerk aktualisieren, die Kundenberaterin nicht mehr ständig ihr Telefonbuch mit den neuesten Listen abgleichen.

Mit Bluetooth nehmen alle Computer in dem Augenblick, in dem man sein Büro betritt, untereinander Verbindung auf und erledigen diese Arbeiten selbstständig. Und bei Konferenzen können die Teilnehmer drahtlos Dokumente zwischen ihren Computern austauschen.

Bluetooth-Headset; Bild: BMW Group Die ganz große Freiheit eröffnet sich dem Bluetooth-Benutzer jedoch erst im Auto. "Die Möglichkeiten der Kommunikation sind hier sehr vielfältig, sowohl im beruflichen als auch im privaten Bereich", zählt Burkhard Göschel auf. "Man kann zum Beispiel im Auto Daten der Reiseroute und zusätzliche Reiseinformationen zwischen dem Navigationssystem und dem Laptop austauschen, die damit auch außerhalb des Fahrzeugs verfügbar sind."

Weitere Anwendungsmöglichkeiten: Telefonnummern und Adressen aus der Datenbank des Organizer über das Autotelefon bzw. das Navigationssystem verfügbar machen, Termine aktualisieren und drahtlos über die Freisprecheinrichtung mit dem Handy telefonieren. Oder die Kinder können auf dem Rücksitz fernsehen, per Kopfhörer Musik hören oder im Internet surfen, während der Vater die neuesten Börsendaten abfragt.

Neben dem Kundennutzen bietet die Bluetooth-Technologie aber noch weitere Anwendungen in allen Bereichen der Autobranche, von der Herstellung bis zur Reparatur. "Wenn jedes Fahrzeug einen Bluetooth-Chip erhält, lässt es sich während der Produktion ständig drahtlos verfolgen", sagt Burkhard Göschel. "Wir statten jedes Auto individuell nach den Wünschen des Kunden aus. Die hierfür nötige Logistik könnte in Zukunft über Bluetooth laufen. Der Chip kann anschließend im Auto verbleiben und weitere wichtige Funktionen übernehmen." Er kann etwa die Tests bei der Endabnahme im Werk vereinfachen, dem Händler bei seiner Bestandsaufnahme helfen und die Diagnose bei späteren Reparaturen unterstützen. Überall dort, wo heute noch Schnittstellen für jedes Automodell unterschiedlich sind, wird mit Bluetooth ein einheitlicher Standard eingeführt.

Und wann werden nun die ersten mit Bluetooth ausgerüsteten Autos vom Band rollen? "Mindestens zwei Jahre wird es wohl noch dauern", meint Burkhard Göschel. "Die ehrgeizigen Zeitpläne, die sich die Elektronikindustrie gesetzt hatte, konnten nicht eingehalten werden. Etwas müssen wir uns noch gedulden."
text  Hanno S. Ritter
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