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Samstag, 20. April 2024
Siebensitziger SUV-ABleger der B-Klasse kommt Ende 2019

Mercedes GLB: For Family and Friends

Jeder dritte Mercedes-Pkw ist mittlerweile ein SUV, jeder vierte ein Kompaktwagen. Kein Wunder, dass das neueste Modell beide Erfolgsfaktoren zu kombinieren versucht. Der GLB ist in Sachen Antrieb genauso konventionell gestrickt wie die zugrundeliegende B-Klasse, dafür aber größer, bulliger, praktischer – und noch teurer.
Daimler
Ende 2019 erscheint der
neue Mercedes GLB mit bis zu sieben Plätzen
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Dass es einen GLB geben wird, ist schon lange bekannt, wie er aussieht, ist - spätestens - seit der kaum noch verfremdeten Studie klar. Nun hat Mercedes-Benz in Salt Lake City ganz offiziell das Tuch vom neuesten Derivat der Kompaktklasse-Familie gezogen, die damit einschließlich der China-Limousine auf acht Varianten angewachsen ist.

Der GLB ist das, was einst zunächst als Langversion einer B-Klasse angedacht war. Schnell haben die Verantwortlichen aber erkannt, dass ein solches Auto zu langweilig, zu unschön und auch zu schlecht zu vermarkten sein würde. Ein SUV daraus zu machen, lag sowieso nahe, weil der Trend zu solchen Autos trotz ihrer Nachteile anhält und weil der GLA "nicht wirklich" als SUV durchgeht.

Lang, das bedeutet konkret 2,83 Meter und damit zehn Zentimeter mehr Radstand als die B-Klasse. Insgesamt erstreckt sich der GLB auf 4,63 Meter und überragt damit etwa einen VW Tiguan deutlich. Die Breite beträgt 1,83 Meter, die Höhe 1,66 Meter. Das Greenhouse, die Fahrgastzelle, ist funktionsorientiert gestaltet, wie Mercedes sich ausdrückt - ein Quader mithin ungefähr. Der Kofferraum schluckt 560 bis 1.755 Liter und liegt damit oberhalb eines C-Klasse-Kombis.

Mit dem GLB wagt sich Mercedes auch erstmals ins Segment der Siebensitzer. Optional gibt es zwei im Ladeboden versenkbare Einzelsitze in der dritten Reihe. Sie können von Personen bis 1,68 Meter Körpergröße genutzt werden und dürften im Übrigen schon aus Gründen des Zugangs und der Sicherheit eher als Notsitze betrachtet werden. Zur Ausstattung gehören ausziehbare Kopfstützen, Sicherheitsgurte mit Gurtstraffern und -kraftbegrenzern sowie ISOFIX- und TOP-Tether-Befestigungen für geeignete Kindersitze. Damit können im Fond bis zu vier Kindersitze befestigt werden.

Die normale Fondsitzbank lässt sich im 14 Zentimeter längs verschieben und im Verhältnis 40:60 teilen, im Fünfsitzer berechnet Mercedes das allerdings extra. Immerhin die Neigung der Lehne ist serienmäßig verstellbar.

Motorseitig gibt es ausschließlich konventionelle Kost. Die Basis stellt der 1,33 Liter kleine, mit Renault-Nissan entwickelte, aber immerhin vierzylindrige Benziner mit 163 PS Leistung und 250 Newtonmeter Drehmoment dar, der stets an die Siebengang-Automatik gekoppelt ist und über Zylinderabschaltung verfügt. Mehr Spaß verspricht der 224 PS / 350 Nm starke Zweiliter-Motor (M260) aus eigenem Hause, der seine Kraft über ein Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe an die Vorderachse schickt.

Auf Diesel-Seite kommt die Zweiliter-Maschine mit 150 oder 190 PS (320/400 Nm) zum Einsatz, die bereits nach Euro6d (ohne temp-Zusatz) zertifiziert ist. Die stärkere Variante gibt es nur mit Allradantrieb, bei der schwächeren hat der Käufer die Wahl. Alle Selbstzünder sind ebenfalls mit der achtstufigen Automatik verheiratet, Schaltgetriebe gibt es gar nicht mehr. Wer beim Antrieb etwas imagestärkeres oder zukunftsgewandtes sucht, geht ebenfalls leer aus: Mercedes hat keine elektrische Variante in petto, nicht einmal eine elektrifizierte, und erst Recht keine gasbetriebene.

Das Allradsystem 4MATIC ist mit vollvariabler Momentenverteilung ausgerüstet. Es stehen drei Kennfelder für die Steuerung der Allradkupplung zur Verfügung, das System reagiert aber in jedem Modus flexibel auf die jeweilige Fahrsituation. Im regulären Betrieb ist für das Fahrprogramm "Eco/Comfort" eine Verteilung von 80:20 (Vorderachse:Hinterachse) die Basis, in "Sport" von 70:30. Im Offroadmodus wird die Allradkupplung als Längssperre verwendet, die Basis-Aufteilung beträgt gleichmäßige 50:50.

Der Mercedes GLB wird anders als seine sieben Schwestermodelle im mexikanischen Werk Aguascalientes (sowie für den chinesischen Markt in Peking) gefertigt. Zu den deutschen Händlern kommt er Ende des Jahres, so dass auch mit Preisen erst im Herbst gerechnet werden kann. Der Aufpreis zur B-Klasse dürfte deutlich ausfallen: Das Mehr an Nutzwert und Coolness will bezahlt sein.
text  Hanno S. Ritter
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