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Samstag, 20. April 2024
Beetle sang- und klanglos eingestellt

VW: Neuwagen schwierig, Gebrauchte gefördert

Die WLTP-Umstellung hat Volkswagen verbockt. Nun fürchten die Wolfsburger einem Bericht zufolge um Marktanteile. Lange Lieferfristen auch bei E-Modellen, Streichungen und Entfeinerungen begleiten die Misere. Profitieren könnten Gebrauchtwagenkäufer.
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Im Zuge der Umstellung auf schärfere Verbrauchstests nach WLTP fürchtet Volkswagen um seine Position. "Aufgrund der kurzen Vorlaufzeit von der Ankündigung bis zur gesetzlichen Umsetzung des neuen Messverfahrens wird in den nächsten Wochen und Monaten nur ein eingeschränktes Neuwagenangebot zur Verfügung stehen", zitiert die Branchenzeitung Automobilwoche aus einem aktuellen VW-Schreiben an die Händler. Es bestehe "sogar das Risiko, den Kunden an unsere Wettbewerber zu verlieren".

Aktuell hat VW exakt drei Modellversionen mit Einstufung nach EU6d-temp im Angebot. Die Neuwagen-Wartezeiten werden unterdessen immer länger, auch bei solchen Modellen, die nicht von der neuen Norm betroffen sind. Beim VW Tiguan Allspace und E-Golf seien es schon nahezu ein halbes Jahr, beim VW Sharan bis zu fünf, für den E-Up vier Monate, schreibt die Zeitung unter Berufung auf vertrauliche Unterlagen weiter.

Die GTE-Varianten von Golf und Passat sind ebenso wie das Beetle Cabriolet unterdessen gar nicht mehr bestellbar. Den Beetle hat Volkswagen damit nach über 20 Jahren sang- und klanglos komplett gestrichen. Entsprechend ist vorübergehend auch kein einziges Cabriolet mehr im Programm.

Gleichzeitig lässt VW-Chef Herbert Diess volumenstarke Modelle für eine bessere Rendite abspecken. Beim Golf wird etwa der rahmenlose Innenspiegel durch eine weniger kostspielige und elegante Version ersetzt, im Tiguan müssen Käufer künftig unter anderem auf Chromringe an den Türzuziehgriffen verzichten, und beim Passat Variant entfallen drei Lackfarben. Die Strategie erinnert an die unrühmliche Zeit, als Wolfgang Bernhard in Wolfsburg das Sagen hatte und mehrfach solche "Entfeinerungen" vornahm (Autokiste berichtete).

Die Folgen der Neuwagen-Miesere plant VW offenbar durch eine Gebrauchtwagen-Offensive abzufedern. Im Juli und August wolle VW den Verkauf über eine "Loyalitäts- und Eroberungsaktion mit deutlich erhöhten Prämien" fördern, so der Bericht. Für Kundengespräche schlägt VW den Händlern die "häufig geringere Kfz-Steuer für Fahrzeuge, die nach altem Messverfahren (NEFZ) gemessen sind", als Argument vor.
text  Hanno S. Ritter
IM KONTEXT: DER BLICK INS WEB
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