Mercedes bestreitet illegale Abschalteinrichtung beim Vito
Diesel-Skandal: Daimler im Visier des KBA
Erstmals steht auch Mercedes direkt im Fokus des Dieselskandals. Das Kraftfahrt-Bundesamt hat jetzt einen Rückruf
bestimmter Modelle des Vito angeordnet. Der Hersteller sieht sich zu Unrecht beschuldigt.
Daimler
Daimler wehrt sich gegen KBA-Vorwurf
einer illegalen Abschalteinrichtung im Vito
Das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) hat der Daimler AG eine Aufforderung zugestellt, den Vito in die Werkstätten zurückzurufen, um dort eine illegale
Abschalteinrichtung zu eliminieren. Betroffen sind nach EU6 eingestuften Modelle der aktuellen Generation mit dem 1,6-Liter-Motor, also die
frontgetriebenen Vito 109 CDI und Vito 111 CDI. Laut KBA entspricht hier die spezifische Programmierung von zwei Funktionen der Motorsteuerung
nicht den geltenden Vorschriften.
Während das KBA die Sache bisher nicht öffentlich gemacht hat, geht Daimler bereits in die Verteidigung. Die beanstandeten Funktionen seien Teil
eines komplexen Abgasreinigungssystems, das eine robuste Abgasreinigung bei unterschiedlichen Fahrbedingungen und über die Nutzungsdauer
eines Fahrzeugs sicherstellen sollen, erklärte Daimler. Für das Bestehen des maßgeblichen Test-Zyklus NEFZ seien die in Frage stehenden
Programmierungen nicht erforderlich.
Der Konzern kündigte an, gegen den Bescheid Widerspruch einzulegen. "Falls erforderlich, wird das Unternehmen die strittige Rechtsauslegung
auch vor Gericht klären lassen", heißt es in einer Mitteilung. Unabhängig davon werde man aber weiterhin "vollumfänglich mit den Behörden
kooperieren".
Die Fahrzeuge würden nach Freigabe des Software-Updates durch das KBA zurückgerufen. Der Vito ist bereits Teil der angekündigten
Service-Maßnahme mit Software-Updates für über drei Millionen Mercedes-Benz-Fahrzeuge, die das Unternehmen - mehr oder weniger - freiwillig
angekündigt hatte.
Daimler-Chef Dieter Dieter Zetsche wird sich zu der Angelegenheit persönlich erklären müssen. "Ich habe wegen des Manipulationsfalls beim
Mercedes Vito den Daimler-Vorstandsvorsitzenden bereits für diesen Montag ins Ministerium einbestellt", sagte Verkehrsminister Andreas Scheuer
dem Nachrichtenmagazin SPIEGEL. Zudem habe er sofort das Kraftfahrt-Bundesamt angewiesen, weiteren Verdachtsfällen bei Mercedes unverzüglich
nachzugehen. "Ich erwarte, dass Mercedes seinen Kunden gegenüber Klarheit schafft", so Scheuer weiter. Offenbar hatte das Magazin zuvor
von der Sache Wind bekommen und bei Daimler diesbezüglich nachgefragt, was möglicherweise die Stellungnahme des Konzerns ins Rollen brachte.