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Freitag, 29. März 2024
Kamerabilder und Reifensensoren erspüren Aufschwimm-Gefahr

Continental entwickelt Aquaplaning-Warner

Auto und Straße verbinden nur vier etwa postkartengroße Flächen an den Reifen. Das ist eine Binsenweisheit, die sich aber kaum ein Autofahrer regelmäßig vor Augen führt. Auch nicht bei Nässe, wo ein plötzlicher Gripverlust besonders gefährlich wird. Continental setzt auf eine sensorbasierte Erkennung und Warnung.
Continental entwickelt Aquaplaning-Warner
Blue Studios/Continental
Continental will künftig Autofahrer
automatisch und bedarfsgerecht vor Aquaplaning warnen
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Continental-Entwickler in Frankfurt, Hannover und Toulouse forschen an einem Auto-Warnsystem in Bezug auf Aquaplaning-Gefahr. In Zukunft soll der Aquaplaning-Warner auf Basis von Reifensensordaten und Kamerainformationen drohende Aquaplaning-Situationen frühzeitig erkennen. So werden die Fahrer rechtzeitig gewarnt und können ihre Geschwindigkeit im Vorfeld anpassen.

Aquaplaning entsteht, wenn das Reifenprofil das Wasser auf der Straße nicht schnell genug ableiten kann. Man spricht auch vom "Aufschwimmen", da der Reifen sprichwörtlich auf einem Wasserfilm schwimmt und den Grip zur Straße vollständig verliert. Um diese übermäßige Wasserverdrängung zu erkennen, setzt Continental auf Bilder der Surround-View-Kameras. Diese Weitwinkel-Kameras sind in den Seitenspiegeln sowie im Kühlergrill und im Heck der Entwicklungsfahrzeuge eingebaut. "Wenn viel Wasser auf der Straße ist, zeigen die Kamerabilder ein spezifisches Spritz- und Sprühmuster der Reifen. Dieses Muster nutzen unsere Algorithmen, um eine Aquaplaning-Gefahr zu identifizieren", erläutert Bernd Hartmann, Projektleiter bei Continental in Frankfurt.

Zusätzlich zu den Kameradaten sollen auch Informationen von den Reifen selbst zur Gefahrerkennung genutzt werden. Dazu verwenden die Entwickler das Signal des Beschleunigungssensors aus dem elektronischen Reifeninformationssystem eTIS und suchen dies nach einem spezifischen Signalmuster ab. Da der eTIS-Sensor auch das Restprofil des Reifens erkennen kann, lässt sich anhand dieser Daten eine sichere Geschwindigkeit für einen bestimmten nassen Fahrbahnzustand berechnen und an den Fahrer weiterleiten.

Wird eine Aquaplaning-Gefahr detektiert, kann das System den Fahrer warnen und auf eine sichere Geschwindigkeit hinweisen. In Zukunft könnten solche Daten per Car-2-X-Kommunikation auch an andere Fahrzeuge und über die Cloud an Verkehrsleitsysteme weitergegeben werden.

Aktuell befindet sich der Aquaplaning-Warner in der Vorentwicklung. Laut Continental ist ein Serieneinsatz "in einer nächsten Fahrzeuggeneration" vorstellbar. Wichtig ist die Technik auch und gerade für künftige, automatisiert fahrende Fahrzeuge, deren Fahrstrategie ohne menschliche Erfahrung auskommen muss.
text  Hanno S. Ritter
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