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Freitag, 29. März 2024
Bestseller mit Vier-Augen-Gesicht und neuen Optionen

Facelift Škoda Octavia: Was ist denn das?

Früher als erwartet überarbeitet Škoda den höchst erfolgreichen Octavia. Neues gibt es beim Design, bei Infotainment-Geräten und bei Sonderausstattungen. Details sind überwiegend noch Mangelware – Zeit genug, das neue Gesicht zu verdauen.
Škoda
Mit einer ungewöhnlichen Frontpartie
fährt der Škoda Octavia in die zweite Lebenshälfte
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Gerade hat Seat den Leon aufgefrischt, im November wird VW das große Golf-Update vorstellen, zwischendrin meldet sich nun Škoda mit dem Octavia-Facelift zu Wort, das wir erst Anfang 2017 erwartet haben.

Der neue Jahrgang gibt sich insbesondere an einer neu gestalteten Frontpartie zu erkennen, die nun auf geteilte Scheinwerfer setzt. Das erinnert an die alte Mercedes E-Klasse vor dem Facelift - ein Look, der bewusst polarisiert und der Mehrheit der Kunden nicht gefallen dürfte.

Warum Škoda hier so radikal und risikofreudig mit dem sonst massenverträglichen, zeitlosen Design der letzten Jahre und ganz nebenbei auch mit dem, was man gemeinhin Familiengesicht nennt, bricht, muss zunächst dahingestellt bleiben; Ideenlosigkeit und Effekthascherei auf-Teufel-komm-raus scheint uns die naheliegendste Lösung. Die ganze Front wirke "kraftvoller, charaktervoller und breiter", heißt es bei Škoda, als ob das etwa der Superb nicht auch mit Eleganz zu erreichen schaffte.

Technisch gibt es auch Neues: Wie beim Leon und demnächst beim Golf steht nun Voll-LED-Licht zur Verfügung. Mutmaßlich gibt es als Alternative nur noch herkömmliches Halogen-Licht, Xenon dürfte auch hier entfallen. Ob das Tagfahrlicht nun stets in LED-Technik gehalten ist, sagt Škoda noch nicht, aber es ist wahrscheinlich. Die Seitenansicht bleibt abgesehen von neuen Räderdesigns (maximal 18 Zoll) unverändert, am Heck haben die Designer lediglich die Innenaufteilung der Rückleuchten modifiziert, auf dass sie nun den "kristallinen" Look des Superb tragen.

In Sachen Technik halten neue Optionen Einzug. So ist nun der aus dem Passat bekannte Anhängerrangierassistent zu haben, der vorausschauende Fußgängerschutz ergänzt den Frontassist, und der Parklenkassistent wurde optimiert. Neu im Angebot sind außerdem die Dynamic Chassis Control (DCC), der Tote-Winkel-Assistent (Blind Spot Detect), der Ausparkassistent und eine Lenkradheizung.

Klapptische an der Lehne der Vordersitze, eine herausnehmbare Lampe im Kombi-Gepäckraum und Flaschenhalter, die das Öffnen von PET-Flaschen erleichtern sollen, komplettieren die Liste der Details, die den Markenclaim des "Simply Clever" untermauern. Dazu gehört auch ein personalisierbarer Schlüssel: Škoda erklärt, auf diesem könnten mehrere Benutzer ihre individuellen Fahrzeugeinstellungen abspeichern - als ob nicht mehrere Benutzer in aller Regel auch verschiedene Schlüssel benutzen würden. Vielleicht ist das gemeint.

Überarbeitet zeigen sich auch die Infotainmentsysteme, wobei hier konzernweit eine immer stärkere Unterscheidung erfolgt. Hatte Seat gerade die rechte Tastenreihe inklusive des Drehreglers abgeschafft und links nur noch zwei Tasten plus Drehregler übrig gelassen, setzt Škoda nun nur noch auf fünf Tasten - berührungsempfindlich, nicht mechanisch - links des eigentlichen Displays. Damit entfällt nicht nur die bisherige optische Symmetrie, sondern vor allem auch die Existenz beider Drehregler: Octavia-Fahrer und vor allem Beifahrer müssen die Lautstärke künftig über Plus- und Minus-Tasten regulieren und können nicht mehr mechanisch durch Listen scrollen - eine Neuerung, die alles ist, nur nicht simply clever.

Gleichzeitig steigt die Größe des Displays um 1,2 auf angenehme 9,2 Zoll beim Topgerät, die Touchscreens - das gilt für alle vier Modelle - tragen nun eine besser integrierte und schickere Oberfläche, von der wir aktuell noch nicht sagen können, ob sie gläsern ist oder nur ein "Glasdesign" aufweist, wie der Hersteller es formuliert. Auch bleibt offen, ob und inwieweit die 6,5-Zoll-Geräte in Sachen Bedienung und Größe aufgefrischt werden.

Überraschend: Der Octavia behält auch künftig die manuelle Handbremse, die beim Golf schon längst und neuerdings auch beim Leon aussortiert ist, und das obwohl Skoda den durch eine Umstellung freigewordenden Platz und den höheren Bedienkomfort doch gut als weiteres Clever-Merkmal hätte anpreisen können.

Die Motorenpalette bleibt unverändert: Fünf Benziner mit 86, 110 (Erdgas), 115 (Dreizylinder), 150 und 180 PS sowie vier Diesel mit 90, 110, 150 und 184 PS stehen zur Wahl. Der 110-PS-Diesel ist nicht mehr mit Allradantrieb kombinierbar.

Der Octavia ist sozusagen das Herz von Škoda, das mit Abstand verkaufsstärkste Modell. In den 20 Jahren seit der Neuvorstellung des vom VW Golf abgeleiteten Kompaktmodells haben sich nach Werksangaben über fünf Millionen Exemplare weltweit verkauft. Das Facelift ist ab Ende des Jahres bestellbar, die Auslieferungen beginnen Anfang 2017. Preise liegen noch nicht vor, dürften sich aber nur unwesentlich ändern.
text  Hanno S. Ritter
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