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Donnerstag, 28. März 2024
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800.000 Fahrzeuge betroffen / Weitere 2 Mrd. Euro Risiko

VW hat auch Verbrauchsangaben gefälscht

Die Abgsaffäre bei Volkswagen weitet sich abermals aus: Der Konzern hat eingeräumt, auch Verbrauchsangaben gefälscht zu haben. Dieses Mal geht es auch um Benziner. Ein Unglück kommt selten alleine, ist man zunächst versucht zu schreiben, aber natürlich passt das nicht. Was bei Volkswagen in diesen Wochen passiert, ist schließlich hausgemacht: Betrug zu Lasten von Kunden, Behörden, Wettbewerbern, Aktionären - und der Umwelt.

Man treibe die Aufklärung voran, ließen die Wolfsburger am Dienstag Abend verlauten, um sodann die nächste Bombe platzen zu lassen: Bei der Bestimmung der CO2-Werte für die Typzulassung sei es zu Unregelmäßigkeiten gekommen. Im Klartext: Die kommunizierten Normverbrauchs-Angaben waren nicht nur - wie bei allen Herstellern - durch maximale Ausreizung der laschen Kriterien weit von der Realität entfernt, sondern zusätzlich geschönt. Der Verbrauch eines Autos ist direkt proportional mit dem CO2-Ausstoß. CO2, Kohlendioxid, ist ein für den Menschen unproblematisches Gas, gilt aber als klimaschädigend.

800.000 Fahrzeuge könnten davon konzernweit betroffen sein, so VW. Der Sachverhalt sei aber noch nicht vollständig aufgeklärt und die Zahl daher möglicherweise nicht endgültig. Dem Vernehmen nach sind Modelle wie Polo, Golf, Passat sowie Audi A1 und A3, Seat Ibiza und Leon sowie Skoda Octavia auffällig geworden. Wieder geht es um Dieselmotoren, dieses Mal aber nur "überwiegend". Über die Höhe der Abweichungen wurde nichts verlautbart.

Der neue Konzernchef Matthias Müller wiederholte, man werde die Geschehnisse "schonungslos und vollständig" aufklären. "Dabei machen wir vor nichts und niemandem Halt. Das ist ein schmerzhafter Prozess, aber er ist für uns ohne Alternative. Für uns zählt einzig und allein die Wahrheit." Der Vorstand bedauere zutiefst den festgestellten Sachverhalt und betone, dass der eingeschlagene Weg der Aufklärung und Transparenz konsequent weitergegangen werde.

Die finanziellen Folgen sind bislang nicht abzusehen. VW droht eine Klagewelle von Käufern betroffener Modelle, auch ist denkbar, dass der Konzern Kfz-Steuern für diese Kunden wird nachzahlen müssen, hängt die Höhe der Steuer doch vom CO2-Ausstoß ab. Der Konzern bezifferte die "wirtschaftlichen Risiken" in einer ersten Schätzung auf weitere rund zwei Milliarden Euro. Damit summiert sich die Affäre bislang auf 8.700.000.000 Euro - Geld, das bei Kunden, Aktionären und anderswo wesentlich besser angelegt wäre.

Der Autobauer betonte abermals die Selbstverständlichkeit, die Sicherheit der Fahrzeuge sei in keinem Fall betroffen. In Absprache mit den zuständigen Behörden soll nun schnellstmöglich eine Klärung der weiteren Vorgehensweise sowie eine korrekte Einstufung der CO2-Werte vorgenommen werden.

Der Aufsichtsrat erklärte, er habe das Thema mit Betroffenheit und Sorge zur Kenntnis genommen. Das Gremium und der speziell zur Aufklärung gegründete Ausschuss würden zeitnah zusammen kommen, um über weitere Maßnahmen und Konsequenzen zu beraten. "Der Aufsichtsrat wird auch weiterhin eine zügige und sorgfältige Aufklärung gewährleisten. Insofern muss dieser jetzt neu festgestellte Sachverhalt für Aufsichtsrat und Vorstand Ansporn sein, alles Erdenkliche dafür zu tun, Unregelmäßigkeiten aufzuklären und Vertrauen wieder herzustellen", heißt es in einer Erklärung.
text  Hanno S. Ritter
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