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Donnerstag, 18. April 2024
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Erfolgsmodell optisch behutsam aufgefrischt

Fiat 500: Nuova Cinquecento anno 2015

Lange hat es gedauert, bis sich Fiat um den 500 kümmerte. Jetzt ist es soweit: Die Änderungen an dem erfolgreichen Kleinstwagen fallen zurückhaltend bis sparsam aus, was ebenso erfreulich wie schade ist.
Fiat
Mit leichten Retuschen fährt
der Fiat 500 in die zweite Lebenshälfte
Als Fiat 2007 endlich den neuen Fiat 500 einführte, haben die Italiener alles richtig gemacht: Das Auto war fast so süß wie die Vorläufer-Studie Trepiùno, das Marketing und die Preise stimmten - nicht gerade der Normalzustand bei Fiat, mag man hinzufügen. Ganze acht Jahre hat sich der schwer im Umbruch befindliche Konzern Zeit gelassen für einen neuen 500er - und nach dem ersten Eindruck hat er dabei: einiges richtig gemacht.

Der neue 500er ist nämlich kein neuer 500er, sondern nur ein Facelift. Klar: Warum soll man ein Auto, das die meisten Kunden zuvorderst des Designs wegen kaufen, großartig verändern? Mit der Modellpflege, die sich auf behutsame Retuschen beschränkt, macht Fiat den Erfolgstypen erst recht zum Klassiker - und sorgt ganz nebenbei für Werterhalt bei den auslaufenden Modellen.

Dass das neue Auto jetzt gezeigt wird, ist der Geschichte geschuldet: Im Jahr 1957 rollte am 4. Juli zum ersten Mal der "Nuova Cinquecento", wie er damals genannt wurde, über die Straßen von Turin, 2007 wurde die moderne Variante am gleichen Tag vorgestellt, und dass es dieses Mal einen Tag früher ist, liegt wohl am fehlenden Mut Fiats für eine Samstags-Premiere.

Was also ist neu am Fiat 500? Auch wenn der Autobauer von 1.800 neuen Details spricht, sind es vor allem die vorderen Zusatz- und die hinteren Leuchten, die auffallen. Vorne erhält der kleine Italiener endlich das überfällige LED-Tagfahrlicht, das die Designer anlehnend an die Nuller des 500er-Schriftzugs liegend-oval ausgeführt haben; gleichzeitig ist hier das Fernlicht untergebracht. Der zweite Lufteinlass oberhalb des Kennzeichens wurde etwas größer, der untere minimal modifiziert. Die Chromleiste sitzt nun tiefer und ist nicht mehr durchgehend.

Am Heck ergibt sich ein zweischneidiges Bild: Schick sind die neuen Hauptleuchten, deren eigentlicher Lampenkörper als innen offenes Trapez aufgebaut ist - in der Mitte blitzt Karosseriefarbe durch. Der Blinker sitzt nun unten statt innen; soweit ersichtlich gibt es aber kein separates Bremslicht mehr. Rückfahr- und Nebelschlussleuchte wandern in die Heckschürze, was ebenso überflüssig wie gequetscht wirkt - und speziell die nur singuläre Rückfahrleuchte dort dürfte weder den rückwärtigen Raum bei Nacht sinnvoll ausleuchten noch tagsüber von anderen Verkehrsteilnehmern bemerkt werden. Die positive Besonderheit, ein Auto dieser Klasse auch mit Xenon-Licht zu bauen, behält Fiat bei; die Chance, insoweit als erster auf LED-Technik zu setzen, wurde allerdings vertan. Auch hinten oder wenigstens am Kennzeichen sucht man LEDs vergebens.

Im Innenraum fällt das Auge auf ein aufgehübschtes Lenkrad, neue Sitzbezüge und nun vertikal angeordnete Luftduschen in der Mitte des Armaturenbretts. Sie rahmen den Monitor des "Uconnect"-Infotainmentsystems ein, das es in verschiedenen Ausbaustufen mit und ohne Navi gibt. Das Display, je nach Variante als Touchscreen ausgeführt, ist mit nur 5 Zoll erstaunlich klein ausgefallen, was weder besonders schön noch praktisch ist. Mitbewerber wie Smart, Twingo oder 108 bieten hier mehr.

Mehr bietet auch das 7-Zoll-Display, das Fiat als Alternative zum klassischen Kombiinstrument anbietet. Es ist jedoch nicht so neu wie die Italiener glauben machen wollen, denn es war schon bisher für das vorübergehende 500er-Topmodell Cult und den 500S erhältlich. Auch die arg verspielte Optik der Darstellung und der reine Digitaltacho wurde beibehalten, wie überhaupt der Innenraum schön anzusehen, aber nicht in allen Details auch intuitiv bedienbar ist: Die ESP-Taste findet sich beispielhaft in der Klimabedieneinheit, die Nebelleuchten-Schalter in der Mittelkonsole und die Leuchtweitenregulierung im Kombiinstrument. Die Fensterheber bleiben in der Mittelkonsole, was - Mercedes-Freunde alter Zeiten werden nicken - als guter Kompromiss aus Praxistauglichkeit und Kostensenkung gelten darf. Schließlich: Das Handschuhfach bekommt einen Deckel.

Auf technischer Seite angekündigt sind ein überarbeitetes Fahrwerk und eine bessere Geräuschisolierung. Motorseitig gibt es dagegen keine Neuerungen: Der von den meisten Kunden gewählte 1,2-Liter-Vierzylinder mit 69 PS steht an der Basis, gefolgt vom "TwinAir"-Zweizylinder mit 85 oder 105 PS. Anders als die meisten Mitbewerber hält Fiat am Diesel fest: Der 95-PS-"Multijet" wird folgen, ebenso eine ECO-Version desselben und des Basis-Benziners, um den Verbrauch mittels Aerodynamik-Kit und Spar-Reifen noch etwas zu drücken.

Die Ausstattungslinien nennen sich nun Pop, Pop Star und Lounge, wobei der Einstiegsmotor auch nur mit dem Basisniveau kombinierbar bleibt und Fiat gegenüber dem zuletzt aktuellen Aufbau (Pop/Lounge/S) unnötig Verwirrung schafft. Neu im Grundmodell hinzu kommen das LED-Tagfahrlicht, das Zentraldisplay und das Multifunktionslenkrad.

Die Preise starten wie bisher bei 12.250 Euro und reichen bis zu 19.150 Euro für den 500C Twinair mit 105 PS. Wegen der geänderten Ausstattungslinien ist ein Vergleich im übrigen nur bedingt möglich: Die jedenfalls vorerst nur als "Lounge" (Topmodell) lieferbaren Zweizylinder werden 300 Euro günstiger als im bisherigen "S", aber auch 800 teurer verglichen mit dem bisherigen Lounge als zweitem Niveau.

Insgesamt dürfte Fiat mit den jetzigen Neuerungen die Basis für weiteren Erfolg des 500 gelegt haben. Auch wenn das Autochen wie skizziert hauptsächlich aus Design- und Sympathiegründen gekauft wird, werden die Kunden aber zunehmend nach optimiertem Antrieb, LEDs, größerem Display und Assistenzsystemen fragen - die nächste Überarbeitung darf nicht wieder acht Jahre auf sich warten lassen.
text  Hanno S. Ritter
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