Weltfremdheit in Sachen CO2-Grenzwerte hat der wiedergewählte Vorsitzende des Konzernbetriebsrats von Volkswagen, Bernd Osterloh, der EU vorgeworfen.
Trotz aller Leichtbaumaßnahmen stießen Autos angesichts immer strengerer CO2-Vorgaben aus Brüssel "schnell an physikalische Grenzen", sagte Osterloh
in einem Interview.
Der oberste VW-Betriebsrat, Bernd Osterlohm der auch Mitglied des Aufsichtsrats ist, hat die EU für ihre Politik in Sachen CO2-Ausstoß
kritisiert. Osterloh sagte VDI nachrichten, die EU lasse bei ihrer Reglementierung völlig außer Acht, wie viel CO2 bei der Produktion eines
Fahrzeugs entstehe. Die zur Erreichung der Abgas-Werte nötige Technik verteure Neuwagen über Gebühr und gefährde somit letztlich Arbeitsplätze.
"Wenn also jemand meint, er müsste nächste Woche ein neues CO2- Ziel ausrufen, dann finde ich das spannend, aber auch ziemlich weltfremd", so Osterloh.
Die EU sei viel zu sehr auf den CO2-Ausstoß beim reinen Betrieb der Autos fixiert. "Entscheidend müsste doch die Frage sein, wie man ein Auto CO2-frei oder
fast CO2-frei herstellen kann. Aber darauf verwenden die EU-Kommission und Frau Hedegaard (EU-Kommissarin für Klimaschutz, Anm. der Redaktion) relativ
wenig Gedanken", monierte Osterloh. "Für mich persönlich wird es immer darum gehen, zu fragen, wie viel CO2 insgesamt entsteht, vom Bau einer Fabrik, in
der Produktion und beim Betrieb eines Autos. Entscheidend ist doch, was am Ende in der Gesamtbilanz unterm Strich steht und nicht nur, was aus dem Auspuff rauskommt."
Dabei lässt Osterloh keinen Zweifel daran, dass VW trotz der Kritik seinen Flottenausstoß wie angekündigt bis Ende 2020 auf die geforderten 95 g/km CO2
senken wird. Aber diesen Grenzwert solle die EU dann erst einmal nicht weiter verschärfen, fordert Osterloh. "Ich persönlich finde, das Ziel von
95 Gramm CO2 pro Kilometer bis 2020 ... sollte man erst mal ein paar Jahre beibehalten." Das zu erreichen, werde "schon sportlich genug", so Osterloh. Man
sollte abwarten, welche weiteren Optimierungsmöglichkeiten es gebe, bevor gleich wieder ein neues Ziel gesetzt würde. "Andernfalls baut man Autos, die kein
Mensch mehr bezahlen kann. Und gefährdet so letztlich Arbeitsplätze, auch am Standort Deutschland. Und das wäre das Letzte, was wir uns momentan leisten könnten."
Erst kürzlich hatte BMW-Vorstandschef Norbert Reithofer Brüssel vorgeworfen, sich bei den CO2-Vorgaben nicht mit den Herstellern auseinanderzusetzen: "Ich hatte
verschiedene Treffen mit EU-Vertretern. Auch in anderen Ländern hat man sich mit der Autoindustrie zusammengesetzt, auch da sind teils harte Vorgaben
herausgekommen. Aber in anderen Ländern wurde mit den Autoherstellern ausgelotet, wie weit man gehen kann, ohne die Unternehmen zu massiv zu belasten. Diese
Frage haben wir von der EU kein einziges Mal gehört", so Reithofer in einem Interview der Branchenzeitung Automobilwoche. Es werde sehr viel Geld kosten,
die ganzen CO2-Regularien weltweit einhalten zu können. BMW habe die CO2-Emissionen seit 1995 um über 30 Prozent reduziert und liege jetzt bei 133 Gramm.
Reithofer: "Aber die letzten 33 Gramm werden die teuersten."