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Donnerstag, 28. März 2024
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Geschärftes Design, schickeres Interieur, neue Benziner und sparsamere Diesel

Facelift Opel Insignia: Viel Neues aus Rüsselsheim

Opel
Neue Optik, neues Interieur,
neue Motoren: Opel Insignia
Großes Facelift für den Opel Insignia: Mit geschärften Designdetails, zwei neuen Benzinern, dem sparsamsten Mittelklasse-Diesel und einem überraschend gelungen renovierten Innenraum fährt der Rüsselsheimer in die zweite Lebenshälfte. Die Preise sinken leicht. 580.000 Mal hat Opel sein Flaggschiff Insignia nach eigenen Angaben seit der Einführung im November 2008 verkauft und damit den glücklosen Vorgänger Vectra C klar übertroffen. Tootz suboptimaler Raumausnutzung speziell beim Kombi und anderer Nachlässigkeiten war der "große" Opel immer einen Hauch sympathischer und selbstbewusster als andere Modelle aus Rüsselsheim, und entsprechend erfolgreich. Nach fast fünf Jahren war es nun Zeit für eine Auffrischung der Baureihe, die Opel als klassisches, wenn auch umfangreiches Facelift umgesetzt hat.

Optisch gibt sich der neue Jahrgang, der auf der IAA im September seine Publikumspremiere feiern, aber schon ab kommender Woche bestellbar sein wird, zu erkennen an einer präsenteren Frontgrafik, wie Opel sich ausdrückt. Der chromglänzende Grill sitzt tiefer als zuvor - der größte Opel folgt hier wenn auch deutlich abgeschwächt dem kleinsten, der dieses neues Stilmittel zuerst gezeigt hat. Die Chromspange im Grill läuft seitlich in nach oben gebogenen Winglets aus, die den Blick zu den neu gestalteten Scheinwerfern lenken. Sie haben eine leicht modifizierte Form und ein neu arrangiertes Innenleben. In den höheren Ausstattungsvarianten gibt es getönte Scheinwerfer mit klar gezeichneten, ein Flügelmotiv erzeugenden LED-Tagfahrlichtern und aufwändigem Chrom-Intarsien. In der Frontschürze gibt es ebenfalls in Chrom gefasste, neu modellierte Einsätze für die Nebelscheinwerfer, die im Insignia im Gegensatz zu vielen Mitbewerbern nicht das Abbiegelicht aufnehmen; dieses ist im Hauptscheinwerfer integriert - die optisch und funktional bessere Lösung.

Die Seitenlinie bleibt Facelift-typisch unangetastet, was auch bedeutet, dass Opel nach wie vor zur Minderheit der Spiegelblinker-Verweigerer gehört. Am Heck haben die Designer die Chromspange ebenfalls tiefer positioniert und gleichzeitig weit in die Rückleuchten verlängert, die bei Vier- und Fünftürer nun zweigeteilt ausgeführt sind. Der Sports Tourer behält die von Audi inspirierte Lösung der Rückleuchtenintegration in die Heckklappe bei. Die Leuchteinheiten selbst wirken dank der neuen Formgebung und der homogenen LED-Technik für Schluss- und Bremslicht - nicht aber für die Blinker - wesentlich schicker als bisher und verleihen dem Insignia mehr Breitenwirkung und Modernität.

Auch in Sachen Technik hat Opel Hand angelegt. Versprochen sind zahlreiche Maßnahmen an Achsen, Federung/Dämpfung und Lenkung, die Fahrdynamik und Komfort gleichermaßen optimieren sollen. Neu bei den sowieso zahlreich verfügbaren Assistenzsystemen ist eine Tote-Winkel-Warnung, endlich im Angebot sind auch Rückfahrkamera und schlüsselloses Zugangs- und Startsystem "Open & Start".

Noch wichtiger erscheinen die neuen SIDI-Benziner. Die kleinere, bereits in Astra & Co. eingeführte Variante leistet 170 PS aus 1,6 Litern Hubraum, ist erstmals auch mit einer neuen 6-Gang-Wandlerautomatik zu haben und ersetzt den 1,6 Turbo mit 180 PS. Zusätzlich gibt es auch das neue SIDI-Zweiliter-Aggregat, das wie der Vorgängermotor auf 250 PS Leistung und 400 Nm Drehmoment kommt und optional mit Allradantrieb kombinbiert werden kann. Ob der Sechszylinder mit 260 PS im Angebot bleibt, ist noch nicht bekannt, aber unwahrscheinlich. An der Spitze steht weiter der 325 PS starke Insignia OPC.

Bei den Selbstzündern reicht die Spanne bis zum 195-PS-Biturbo. Spannend wirkt vor allem der 2,0 CDTI in den neuen Leistungsstufen 120 und 140 PS und mit Drehmoment-Maximalwerten von 320 und 370 Nm (inklusive Overboost, bisher 110/130 PS mit 260/300 Nm ohne Overboost). Spannender als der Kraftzuwachs ist indes der Effizienzfortschritt: Mit 3,7 Litern (Kombi: 3,9) Normverbrauch bei manuellem Getriebe ist der Insignia plötzlich der sparsamste Mittelklasse-Diesel noch vor dem VW Passat, der bei nur 105 PS auf 4,1 Liter kommt und sich in der Variante mit 140 PS 4,6 Liter genehmigt. Bisher standen die vergleichbaren Insignia-Diesel mit 4,3 Litern im Datenblatt. Verbrauchswerte für die Automatik-Varianten liegen ebensowenig vor wie Angaben über die Maßnahmen für diese Verbesserung. Der 110-PS-Basisdiesel bleibt angeblich im Angebot.

Nicht zuletzt noch ein Blick ins Cockpit. Wichtigste Erkenntnis: Die billig wirkende Schalterwüste auf der Mittelkonsole ist passé - wobei das faktisch relativ ist: Zwar wurden aus ehedem knapp 50 Tasten nur rund 20 gestrichen, weil das Audio-/Navigationssystem jetzt über einen Touchscreen verfügt und die Zentralverriegelungsbedienung in die Türverkleidung wanderte, doch die verbleibenden sind wesentlich besser angeordnet, sowohl in optischer Hinsicht als auch im Hinblick auf eine intuitive Bedienung. Klimatisierung und Sitzheizung werden nun ebenfalls über berührungssensitive Flächen und nicht mehr über Drehregler und Tasten gesteuert. Das Lenkrad trägt feinere Chromspangen als bisher, ist nun unten abgeflacht - und wirkt entgegen dem Mittelkonsolen-Trend mit 18 Tastern überladener als bisher.

Die Navigationssysteme haben nicht nur die Touchscreen-Technik hinzugewonnen, sondern auch eine Displayvergrößerung um einen auf acht Zoll. Sie lassen sich alternativ zum Berühren und zur Lenkradsteuerung auch per Sprache oder - und das ist neu - über ein Touchpad mit haptischer Rückmeldung bedienen, das vor dem Schalt-Wählhebel liegt. Seine beleuchtete Oberfläche erkennt nicht nur Wischbewegungen, sondern sogar Buchstaben und Zahlen - Audi lässt grüßen. Innovativ gibt sich Opel auch in Sachen Instrumentierung. Im Kombiinstrument findet sich - in den höheren Ausstattungslinien und/oder optional - ein zentrales, ebenfalls acht Zoll großes Display, das den ersten Bildern nach zu urteilen einen analogen Tachometer und diverse Zusatzinfos von Bordcomputer und Navigation anzeigt.

Das ist in dieser Klasse ein Novum, das man den Rüsselsheimern eher nicht zugetraut haben mag. Doch bei Opel scheint derzeit - negativ wie positiv - vieles möglich, und so dürfte der neue Insignia dem Mittelklasse-Platzhirsch Passat zwar nicht davonfahren, aber doch wieder näher auf die Pelle rücken - zumal die Preise jedenfalls beim Basismodell trotz etwas besserer Ausstattung etwa mit Bluetooth und Start-/Stop-System um 420 auf 24.325 Euro (Viertürer mit 140 PS) fallen. Die weiteren Preise verrät Opel erst in der nächsten Woche, wenn die Auftragsbücher geöffnet werden.
text  Hanno S. Ritter
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