BMW
Van mit Dreizylinder:
BMW Concept Active Tourer
BMW stellt auf dem Pariser Autosalon eine Fahrzeugstudie aus, die es in sich hat: Der Concept Active Tourer
bricht mit der BMW-Tradition in gleich drei Disziplinen. Und der Serienstart scheint nicht mehr so weit entfernt.
BMW baut sportliche Limousinen, Kombis und Coupés mit Heckantrieb und bestenfalls einem Reihen-Sechszylinder-Motor.
So kennt man das, und nicht wenige würden das auch in Zukunft gerne so haben, genau so. Doch die Münchner verfolgen
ein anderes Konzept, und ob es dereinst als ungeschickteste oder richtige, weil unvermeidbare Weichenstellung in
die Unternehmensgeschichte eingehen wird, bleibt abzuwarten. Die Portfolio-Ausweitung auf Kombis und Diesel-Motoren
und die Mini-Strategie haben sich ja rückblickend gelohnt.
Während BMW das Sechszylinder-Angebot in vielen Baureihen schon stark ausgedünnt und auf die PS-starken Topmodelle
beschränkt hat, um Vorteile in Sachen Flottenverbrauch zu erreichen - die sich in der Praxis nur bedingt einstellen -,
folgen nun die weiteren Tabubrüche. Nummer 1 ist das Karosseriekonzept der Studie, die BMW im Gepäck für den Pariser
Autosalon hat: Hinter dem "Active Tourer" verbirgt sich ein Van, angesiedelt irgendwo zwischen Mercedes B-Klasse und
VW Touran. Diese beiden, sich wie warme Semmeln verkaufenden Mitbewerber dürften auch ein Hauptgrund für die Entscheidung
pro Van gewesen sein - Absatzzahlen sind heutzutage wichtiger als Traditionsbewahrung.
Tabubruch Nummer 2 ist der Antrieb. Der Van wird nicht per Heckantrieb geschoben, wie sich das für ein sportliches
Auto gehört, sondern gezogen, wie es günstiger und kompakter ist, die Basis liefert der nächste Mini. Kurzum: Der Active
Tourer wird der erste BMW mit Frontantrieb - der Paradigmenwechsel folgt etwa 17 Jahre nach der A-Klasse als erstem
Frontantriebs-Mercedes.
Tabubruch Nummer 3 ist der Motor. Es handelt sich um ein neu entwickeltes Aggregat, über das die BMW-Pressemappe viel
zu berichten weiß in Sachen "TwinPower Turbo Technologie", "High Precision Injection", "Valvetronic" und "EfficientDynamics" -
und sich dann immerhin ein einziges Mal erbarmt, die wirkliche Neuheit zu nennen: Die Maschine ist ein Dreizylinder-Motor
mit gerade einmal 1,5 Litern Hubraum.
Die Studie müht sich, die beiden letztgenannten Tabubrüche ein wenig abzumildern, in dem sie als Plug-in-Hybrid ausgelegt
ist: Ein von BMW selbst entwickelter Elektromotor treibt zusätzlich die Hinterachse an; insgesamt steht eine Systemleistung
von 190 PS zur Verfügung, die den Van in unter acht Sekunden auf 100 und maximal auf nur 200 km/h beschleunigt.
Die rein elektrische Reichweite beziffert BMW auf 30 Kilometer, entsprechend absurd fällt der Normverbrauch von 2,5 Litern aus.
Zur Sparsamkeit tragen auch die erweiterte Luftklappensteuerung bei, außerdem ein zweistufiger Segel-Modus, der bis 160 km/h
aktiv ist und ein "intelligentes" Navigationssystem, das mit seinem "Vorausschauassistenten" einerseits etwa bei bevorstehenden,
vom Fahrer noch nicht erkennbaren Kurven Tipps wie "Fuß vom Gas" gibt und andererseits Motor- und Getriebesteuerung entsprechend
konditioniert. Alle drei Konzepte werden auch in anderen Baureihen Serienbestandteil werden.
Der Concept Active Tourer ist 4,35 Meter lang, 1,83 Meter breit und 1,56 Meter hoch und entspricht damit ziemlich genau
der Mercedes B-Klasse. Der Radstand beträgt 2,67 Meter. In Sachen Exterieur-Design und vor allem Innenraum-Gestaltung ist
die Studie noch bewusst überzeichnet; erwähnenswert sind das auf Knopfdruck abdunkelbare Glasdach "Cool Shade" à la Mercedes
SL/SLK, die Instrumentierung mit Black-Panel-Technik wie im
Facelift-7er, das Head-Up-Display
und die im Fond leicht erhöht montierten Sitze.
Dass die Studie zu einem Serienmodell reifen wird, gilt als beschlossene Sache. Offiziell heißt es bisher nur, vor dem
Hintergrund der erwarteten Steigerungsraten im Klein- und Kompaktwagensegment sei der Concept Active Tourer "ein wichtiger
Baustein in der kontinuierlichen Weiterentwicklung der Marke BMW und ihres Modellportfolios". Wir tippen auf eine Premiere
auf dem Genfer Autosalon im Frühjahr 2014, eine eigenständige Modellbezeichnung (also nicht 1er GT) und auf Basispreise von
gut 27.000 Euro.