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Freitag, 29. März 2024
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50 Mini E für die Hauptstadt / Greenpeace-Kritik trotz »grünem« Ladestrom

BMW und Vattenfall starten Elektroauto-Projekt

Siehe Bildunterschrift
Pilotprojekt in Berlin: BMW
50 Mini E im Praxistest
Nach Daimler und RWE haben jetzt auch BMW und Vattenfall Europe ein gemeinsames Elektroauto-Projekt für Berlin angekündigt. Obwohl die Partner beim E-Mini auf "grünen" Strom setzen, wurden sie von Umweltschützern kritisiert. Im Rahmen des Projekts werden 50 Mini E eingesetzt. Diese Fahrzeuge sind Teil einer Flotte von über 500 Fahrzeugen, die sowohl in den USA als auch in Berlin zum Einsatz kommen. Der 150 kW/204 PS starke Antrieb beschleunigt den Kleinwagen auf 152 km/h. Moderne Lithium-Ionen-Batterien speichern den Strom an Bord. Die Reichweite liegt bei maximal 250 Kilometern.

Das Auto produziert lokal keinerlei CO2-Emissionen. Um auch die Vorkette für das Projekt CO2-neutral darzustellen, liefert Vattenfall zertifizierten "grünen" Strom. Geladen werden kann entweder an öffentlich zugänglichen Ladesäulen oder privat bei den Nutzern. Die Ladesäulen sind so ausgestattet, dass auch Fahrzeuge anderer Hersteller daran Strom laden und Kunden anderer Energieversorgungsunternehmen die öffentliche Ladeinfrastruktur nutzen können.

Der Elektromobilität gehöre die Zukunft, sagte Bundesumweltminister Sigmar Gabriel bei der Vorstellung des Projekts in Berlin. Dabei sei schon frühzeitig darauf zu achten, dass die Elektrofahrzeuge erneuerbare Energien nutzen. Nur dann habe man auch in der Gesamtkette tatsächlich Null-Emissions-Fahrzeuge. Gabriel: "Das Projekt von Vattenfall und der BMW Group setzt in Sachen Umweltschutz und Breitenwirksamkeit neue Maßstäbe. Aus diesem Grund hat dieses Vorhaben unsere volle Unterstützung."

BMW-Chef Norbert Reithofer erläuterte, man wolle nun wissen, wie normale Kunden ein Elektrofahrzeug im Alltag einsetzen. Die Voraussetzungen für Elektromobilität zu schaffen, sei auch eine politische Führungsaufgabe. Dies unterstütze man mit Daten und Fakten aus diesem Projekt. "Wir wollen ein realistisches Bild davon, welche Potentiale diese Technologie hat. Das braucht auch die Politik, wenn sie die richtigen Rahmenbedingungen schaffen will", so Reithofer. Vattenfall-Vorstandsboss Tuomo Hatakka betonte, mit der Freigabe der Ladestationen unterstütze man ausdrücklich die bereits angekündigten Projekte anderer Unternehmen. Insgesamt müsse es das gemeinsame Ziel sein, flächendeckende Ladestrukturen zu entwickeln.

Das Projekt wird von der TU Chemnitz, der TU Berlin und der TU Ilmenau wissenschaftlich begleitet. Dabei soll das Nutzerverhalten von Elektroautofahrern erforscht werden. Ebenfalls im Mittelpunkt steht, wie das Laden von Elektrofahrzeugen die Schwankungen im Windenergieangebot ausgleichen kann.
Kritik von Greenpeace
Trotz der Ankündigung, "grünen" Strom zu nutzen, gab es Kritik von Greenpeace. Vor dem Berliner Congress Center am Alexanderplatz dekorierten die Aktivisten einen Mini und einen Smart mit rosa Farbe, künstlicher Schnauze und Ohren als "Klimaschweine" um. Neben den Ringelschwänzchen heraushängende Stromstecker sind mit einem Haufen aus Kohlesäcken und Atommüllfässern verbunden. Botschaft: Bei Elektroautos wird der Ort des Emissionsausstoßes lediglich auf die Kraftwerke verlagert.

Greenpeace argumentiert offenbar auf Basis einer Gesamtbetrachtung. Rechne man den Verbrauch des E-Mini von 15 kWh/100 km auf den durchschnittlichen CO2-Ausstoß pro Kilowattstunde von Vattenfall um, so ergäben sich für den Mini rund 133,5 Gramm CO2 pro Kilometer. In einer Mitteilung der Organisation heißt es weiter, anstatt Elektroautos zu testen, die nur scheinbar emissionsfrei führen, fordere man von der Automobilindustrie, vor allem die aktuellen Fahrzeuge mit Verbrennungsmotor umweltfreundlicher zu gestalten.

"Die Autoindustrie muss leichtere Autos bauen, die Verbräuche und Emissionen senken und ebenso die Übermotorisierung drosseln", argumentiert Marc Specowius, Verkehrsexperte von Greenpeace. Wer ernsthaft Klimaschutz betreiben will, könne nicht mit Energiekonzernen wie Vattenfall und RWE kooperieren, die sich dem Klimaschutz konsequent verweigerten und weiterhin klimaschädliche Kohlekraftwerke bauten, hieß es weiter.
text  Hanno S. Ritter
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