CEO Blades plant fünf Großanlagen für 4 Mrd. Euro in Deutschland
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Choren-Chef Tom Blades mit |
Choren |
einem "SunDiesel"-betriebenen VW Beetle |
Nach dem Einstieg der Autokonzerne VW und Daimler beim Freiberger Hersteller für Biokraftstoffe, Choren, rechnet
deren Chef Tom Blades mit dem baldigen Bau der weltweit ersten Großanlage für synthetische Biokraftstoffe der
zweiten Generation. Allerdings glaubt Blades nicht mehr, dass diese Anlage zuerst in Deutschland gebaut wird.
Den "VDI nachrichten" sagte Blade, die USA seien sehr interessiert an der neuen Technik und bereit, die Investitionen
mit einer Bürgschaft abzusichern.
"Die Amerikaner zerren schon sehr lange an uns", so Blades. "Ich war dieses Jahr schon mit Bundesaußenminister
Steinmeier bei Condoleezza Rice. Wir haben lange diskutiert, wie wir deutsche Technologien in die USA bringen
können. Nun haben wir für eine erste Anlage in Amerika auch beim Department of Energy eine Bundesbürgschaft
beantragt. Das sieht sehr günstig aus. Von 143 Bewerbern wurden 16 Finalisten ausgewählt - und wir sind dabei.
Anders leider in Deutschland. So stehen die Zeichen nicht schlecht, dass unsere erste Sigma-Anlage nicht in
Deutschland, sondern in den USA startet."
In Deutschland plant Choren die erste Sigma-Anlage mit einer Jahreskapazität von 250 Millionen Liter Biodiesel in
Ostdeutschland. "Ob die erste in Lubmin bei Greifswald entsteht oder im nordbrandenburgischen Schwedt, hängt von den
Rahmenbedingungen und der Finanzierung ab." Insgesamt plant Choren fünf Großanlangen in Deutschland. Die Projektkosten
liegen pro Anlage bei über 800 Millionen Euro, so Blades.
Ohne Unterstützung der Bundesregierung sei der Bau einer Großanlage aber zu risikoreich. Eine Bürgschaft sei schon
nötig, so Blades gegenüber dem Blatt, dieses Projekt sei schließlich nicht ohne Risiko. "Immerhin wäre es die erste
dieser Anlagen weltweit. Und wenn der Staat uns puscht und ermutigt, es zu tun, muss er auch dahinter stehen,
schaffen wir doch pro Anlage um die 1.000 Arbeitsplätze. Drei Viertel davon im Umfeld, also bei Landwirten,
Verarbeitern, Logistikern", betont Blades.
"Um in Deutschland eine Bürgschaft des Staates zu erhalten, muss man sich schon sehr ins Zeug legen. Das dauert
dann bis zu zwei Jahre, in denen sich bei einem Projekt wenig tut. Es läuft hier alles sehr reaktiv, in den USA
dagegen proaktiv." Dennoch geht der Manager davon aus, dass sich die synthetischen Biokraftstoffe auch dank der
Unterstützung durch die großen Autobauer rasch am Markt durchsetzen werden und rechnet mit einem Anteil von 25 Prozent.
Die Fachagentur für Nachwachsende Rohstoffe ginge davon aus, dass Deutschland 2020 mit Technologien der zweiten
Generation 25 Prozent des Kraftstoffbedarfs aus heimischen Quellen decken könnte, sagte Blades. Er meine, dass diese
prognostizierten 25 Prozent machbar seien. Das Geschäft bedeute keine Konkurrenz zu Ackerfrüchten für Lebensmittel.
"Wir nehmen das, was andere nicht haben oder brauchen: Abfallprodukte aus der Agrarwelt, Altholz, Sägerestholz,
minderwertiges Waldholz wie Zweige und Kronen. Hinzu kommen schnellwachsende Holzsorten auf Feldern, die bisher
ohnehin stillgelegt sind."